Eine Rorschacher Zeitzeugin gibt Auskunft

Vor 75 Jahren war in Europa der 2. Weltkrieg zu Ende. Heute im Radio SRF 2 „Kontext“ um 09.02 und als Wiederholung um 18.03 Uhr (und voraussichtlich morgen Dienstag im TV SRF „Schweiz aktuell“ ab 19 Uhr) wird mit anderen Frauen aus dieser Zeit auch die Rorschacherin Hildegard Camenzind zu Wort kommen und ihre Geschichten von damals weitererzählen. Hildegard Camenzind-Weber, Jahrgang 1933, wohnt heute in Rorschach, wuchs aber an der Paradiesstrasse 49 als zweite von drei Töchtern des Seminarlehrers Hans Weber und seiner Frau Rosa Weber-Binder auf. Hans war Biolologieprofessor  am Seminar, mit dem Spitznamen „Schmeil“ bekannt wie ein bunter Hund in Rorschach/Rorschacherberg. Und Rosa, genannt Reh, mit schwäbischen Vorfahren,  war eine exzellente Köchin und eine gastfreundliche Hausmutter im „Rehgüetli“.  Als die Kinderhilfe auch in Rorschach ankam, öffneten Hildegards Eltern ihr Haus für mindestens sechs bis sieben Kinder, die zur Erholung in die Schweiz kamen. Am Tisch von Hans und Rosa versammelten sich ehemalige „Feinde“. Franzosen und Deutsche. Und im grossen Garten, bei gutem Essen und im Spiel mit den drei hauseigenen Mädchen, wurden aus Feinden Freunde. (Text: bc)

Hans und Rosa Weber. (Bild: Privatarchiv Barbara Camenzind)

Hannerl aus München musste weinen beim Abschied aus Rorschach. Sie war über ein Jahr da, weil ihre Heimatstadt so zerbombt war. Im Vordergrund Hildegards Mutter Rosa Weber. (Bild: Privatarchiv Barbara Camenzind)

Das Haus an der Paradiesstrasse 49 steht heute noch. ((Bild: Privatarchiv Barbara Camenzind)

Hier noch der Programmhinweis von SRF: „Engagierte Frauen waren während des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und nach 1945 in der Kinderhilfe tätig. Sie holten junge kriegsgeschädigte Flüchtlinge aus europäischen Staaten zur Erholung in die Schweiz, retteten Kinder und Jugendliche in Südfrankreich vor der Deportation und bei Kriegsende aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Viele dieser Frauen scheuten sich nicht, sich gegen die restriktive offizielle Flüchtlingspolitik zu stellen. Dafür wurden sie im Ausland vielfach geehrt, in der Schweiz aber lange vergessen.

In «Kontext» sind Frauen und Männer zu hören, denen damals diese Hilfe zu Teil wurde. Und die Historikerin Antonia Schmidlin, die eine umfassende Untersuchung der Kinderhilfe vorgelegt hat, zeigt auf, wie das Engagement der Frauen in die humanitäre Tradition der Schweiz einzuordnen ist – eine Tradition, zu der 1946 auch die Gründung des Kinderdorfs Pestalozzi in Trogen beigetragen hat, das heute vor einer Neuausrichtung steht.“ (pd srf)

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