Da macht man sich natürlich höchst unbeliebt, …

… wenn man auch nur ansatzweise angedeutete Steuersenkungen kritisch hinterfragt. Aber ich denke, dass man angesichts der aktuellen Situation wirklich in alle Richtungen denken sollte. Und wenn der Stadtrat (vergleiche ersten Beitrag von heute Sonntag) die Bevölkerung aufruft, das lokale Gewerbe zu berücksichtigen, dann macht das durchaus Sinn. In Krisen rückt man immer etwas näher aneinander – Social Distancing hin oder her. Aber machen wir uns nichts vor. Das Corona Virus wird uns noch lange begleiten und weder die gesellschaftlichen noch die wirtschaftlichen Nöte lösen sich einfach so mir nichts dir nichts in Luft auf. Wir müssen weiter achtsam bleiben und einander auch helfen.

Der Stadtrat hätte allerdings auch noch einen Schritt weiter gehen und die angedachte Steuersenkung vorerst sistieren können. Das wäre dann echt ein zünftiger Lupf. Aber angesichts dessen, dass dieser Stadtrat im September dieses Jahres wiedergewählt werden will, ist es wahrscheinlich kühn, so etwas nur zu denken. Jetzt werden auch viele sofort denken, dass es ja nicht Sache des Staates ist, mit Steuergeldern Solidaritätsbekundungen zu lancieren. Mag sein, dass das nicht normal ist. Aber was ist in Corona-Zeiten schon normal. Und der Bundesrat hat in den letzten Wochen ja eigentlich auch nichts anderes als unser (Steuer-)Geld verteilt. Immerhin, mit diesen rund 700’000 und 800’000 Franken, die wir in Rorschach so „zur Verfügung hätten“, könnten wir uns wirklich solidarisch mit unserer direkten Umgebung vor der eigenen Haustüre zeigen. Und dann setzt der Stadtrat umgehend eine Task-Force ein mit dem Ziel, unsere Hafenstadt im Rekordtempo mit gesellschaftlichem Leben zu füllen. Start am Montag, 11. Mai 2020. Dauer: bis Kohle aufgebraucht ist. Die Steuersenkung kann der Stadtrat ja dann immer noch in Aussicht stellen. Finanziell war Rorschach in letzter Zeit nie auf Rosen gebettet, aber jetzt müssten eigentlich „vorhandene Mittel“ sinnstiftender eingesetzt werden.

Aber gehen wir mal davon aus, dass die einleitenden Ideen sowieso nicht mehrheitsfähig werden. Doch wenn wir schon am fantasieren sind: Eine vielleicht diskutierbare Unterstützung des Gewerbes wäre beispielsweise auch, wenn die Stadt – natürlich zeitlich begrenzt – auf Parkgebühren und auf das Wegweisen von spontan auftretenden Strassenmusikanten verzichten würde. Und vielleicht ertönen ja ab dem 11. Mai 2020 in der Innenstadt Pianoklänge. Das wären auch diskutierbare Unterstützungselemente. Hier müsste man auch kein Geld in die Hand nehmen (aber akzeptieren, dass die Münzapparate bei den Parkplätzen weniger abwerfen). Da müsste man halt ein bisschen flexibel sein und den sattsam bekannten Weg vom Erteilen der nötigen Bewilligungen für einmal verlassen. Aber auch hier gilt: Man muss nicht nur wollen, man muss auch tun.“

Noch drei Sätze zu den hier gezeigten Fotos: Sie wurden am Ostermontag in den frühen Morgenstunden aufgenommen. Es ist also schon nicht so, dass sich Rorschach nur so trist präsentiert. An solche Bilder will sich niemand gewöhnen.

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1 Kommentar zu "Da macht man sich natürlich höchst unbeliebt, …"

  1. Man kann eine Steuersenkung durchaus auch positiv sehen. Wenn das Volk in unserem schönen Hafenstädtchen vom Fiskus nicht mehr ausgepresst wird wie die sprichwörtliche Zitrone, kann das den Konsum stimulieren und Neu-Zuzüger anlocken. Daraus könnte Profit für Gewerbe und Handel generieren. Eine solche Entwicklung wäre vermutlich nachhaltiger als staatliche Finanzspritzen nach sozialistischem Muster. Unsere Obrigkeit scheint mir diesbezüglich den richtigen Weg einzuschlagen.

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