Die Spitalkonferenz der St. Galler Gemeinden (da ist die Stadt Rorschach durch Stapi Thomas Müller involviert) hat soeben nachstehende Medienmitteilung verschickt. Nachstehend im Wortlaut:
St.Galler Spitalzukunft: regionale MedPlus-Spitäler statt untaugliche Gesundheits- und Notfallzentren
“Die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden, ein Gremium in dem insbesondere die Stadt- und Gemeindepräsidenten von Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach mitwirken, hat den Vernehmlassungsvorschlag der Regierung zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde analysiert und diskutiert. Die Spitalkonferenz kommt dabei zu folgenden vorläufigen Ergebnissen.
1. Die Spitalkonferenz anerkennt, dass eine Weiterentwicklung der Strategie der Spitalverbunde insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen nötig ist. Organisatorische und finanzielle Reformen sind zweifelsohne angesagt. Namentlich ist die Spitalkonferenz bereit, einen Beitrag zugunsten der wirtschaftlichen Stabilisierung des Kantonsspitals St.Gallen zu leisten. Dieses soll die Zentrumsversorgung mit spezialisierten und hochspezialisierten Leistungen übernehmen, während alle anderen Spitalstandorte eine adäquate Gesundheitsversorgung gewährleisten.
2. Die seitens der Regierung vorgestellte Strategie «4plus5» mit einem Zentrumsspital (Kantonsspital St.Gallen), drei Mehrspartenspitälern (Grabs, Wil und Uznach) und fünf Gesundheits- und Notfallzentren (Wattwil, Altstätten, Walenstadt, Flawil und Rorschach) wird jedoch als untauglich angesehen. Zumal dieser Strategie von Anfang an bestimmte Rahmenbedingungen (bspw. Standortvorgaben) zugrunde lagen, die organisatorisch und wirtschaftlich nie hinterfragt wurden. Das gilt insbesondere für den Spitalstandort Wil, wo in den kommenden Jahren, nach Aussagen der Regierung, nochmals 170 Mio. Franken investiert werden müssten. Das ist nicht nachvollziehbar.
3. Die Resultate aus dem Teilprojekt 4 «Alternative Vorschläge» zeigen, dass das gewählte Vorgehen nicht den Zusagen des Lenkungsausschusses entspricht. Statt einer vertiefenden individuellen Prüfung der von Seiten der Standortgemeinden eingebrachten Vorschläge, wurden diese beispielsweise bei den Standorten Altstätten, Walenstadt und Wattwil über einen Kamm geschert und als gleichwertige Alternativen analysiert und behandelt. Auf unterschiedliche Aspekte der Vorschläge wurde nicht eingegangen. Dieses Vorgehen bestärkt den Verdacht, dass das Teilprojekt 4 lediglich als «Beruhigungspille» für die betroffenen Standorte dienen sollte.
4. Aus Sicht der Spitalkonferenz sind die regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) weder zielführend noch überlebensfähig. Allein schon die geplante, minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeigt, dass mit den GNZ keine qualitativ hochstehende Medizin mit teilweiser stationärer Behandlung angeboten werden kann. Solche Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) können weder die medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen noch wirtschaftlich betrieben werden. Über kurz oder lang werden solche GNZ mangels Qualität, gutem Personal und wirtschaftlicher Überlegungen schliessen müssen. Die vorgeschlagene «4plus5»-Strategie entpuppt sich daher mittelfristig als untaugliche und nicht gangbare «4plus0»-Strategie.
5. Die Mitglieder der Spitalkonferenz erwarten von der Regierung, dass sie ein differenziertes medizinisches Angebot pro Spitalstandort anstelle der vorgestellten standardisierten Lösung ausarbeitet. Hierbei sollen auch die möglichen Veränderungen der Patientenströme in ausserkantonale Spitäler sowie ins Kantonsspital St.Gallen mitberücksichtigt werden.
6. Die Spitalstandorte Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach fordern anstelle der Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) pro Standort ein «Medizinisches Basisangebot» (ambulant und stationär) der allgemeinen und inneren Medizin. Dieses soll regionalspezifisch durch verschiedene Zusatzangebote (z.B. Akutgeriatrie, Psychosomatik, Palliativmedizin etc.) ergänzt werden. Diese «MedPlus-Spitäler» sollen in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten der Region während 24h pro Tag und 365 Tagen im Jahr betrieben werden (walk-in-Notfall), spezialärztliche Sprechstunden anbieten und, je nach Standort, über einen Operationssaal für ambulante Eingriffe sowie über mehrere Dutzend Betten verfügen. Ein solches Angebot wäre auch auf die demografische Entwicklung ausgerichtet, wünschen viele ältere und betagte Menschen doch eine sinnvolle und wohnortnahe medizinische Betreuung.
7. Sollte ein Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) dennoch ein Thema sein, könnte allenfalls – da die Spitalregion Fürstenland-Toggenburg (SRFT) als nicht überlebensfähig beurteilt wird – in Wil ein Pilotversuch vorgesehen werden, um mehr Wissen und Erfahrungen über die Nutzung, die Kosten, das benötigte Personal und die Verschiebungen der Patientenströme zu erhalten.
Mit der Publikation dieser Eckwerte, die an einer Sitzung der Stadt- und Gemeindepräsidenten ausgearbeitet wurden, gibt die Spitalkonferenz ganz bewusst eine erste gemeinsame Einschätzung zu den ungenügenden Vorschlägen der St.Galler Regierung ab. Selbstredend werden die Arbeiten in den nächsten Wochen weiter vertieft. Jede Gemeinde wird auch eine eigene Stellungnahme zuhanden der Regierung ausarbeiten und einreichen. Dies mit dem Ziel, die Spitalzukunft St.Gallen im Sinne der Bevölkerung mit spezifischen und finanzierbaren medizinischen Angeboten pro Standort weiterzu-entwickeln.” (pd/rm)