Christian Stieger und eine sehr persönliche Reise

Kein Ironman, kein Applaus – aber vielleicht gerade deshalb: ein Triathlon jenseits des Durchschnitts
Von der Bodenseeküste auf den Säntis – 12 Kilometer Schwimmen, 240 Kilometer Rad, 45 Kilometer Laufen. Was wie das Skript eines Extremsportlers klingt, ist für Christian Stieger in erster Linie eine sehr persönliche Reise. Ohne Startnummer. Ohne offizielle Zeitmessung. Ohne Pokal.

Rorschacherberg, Bodenseeufer. Christian Stieger sitzt auf dem Steg im Hörnlibuck und schaut hinaus auf den Bodensee. „Wenn alles normal läuft, werde ich schon bald hier ankommen“, sagt er leise. Das Ziel: einmal quer durch das Wasser, dann mit dem Velo rund um den See und schliesslich zu Fuss auf den Säntis. peak beyond average nennt er sein Projekt. Kein Ironman, kein offiziell zertifizierter Wettkampf, sondern: sein eigenes Format.

„Warum nicht einfach einen Ironman?“
Diese Frage hat er oft gehört. „Klar wäre das der naheliegende Weg“, sagt Stieger. „Aber darum geht es mir nicht. Ich möchte nicht in ein Format schlüpfen, das für alle gleich ist. Ich wollte etwas schaffen, das für mich Sinn macht, das meine eigene Geschichte erzählt.“
Diese Geschichte beginnt nicht erst auf der Strecke, sondern in einem gedanklichen Prozess, der schon Jahre zuvor startete. Stieger erzählt von seinen Erfahrungen in Ausbildung, Beruf und Sport. „Ich war oft nahe dran, richtig gut zu sein, aber nie ganz oben. Früher hat mich das frustriert. Heute sehe ich: Ich war immer deutlich über dem Durchschnitt und das ist bereits sehr viel wert. Man muss nicht immer der Beste sein, um Grosses zu wagen.“

Der Kreis und der Strich
Die Idee zu peak beyond average entstand schon vor über einem Jahrzehnt auf einer Radtour. Doch erst jetzt, mit 39 Jahren, wird sie konkret. „Die zurückgelegten Strecken werden immer länger, der Körper meldet sich lauter und die Haare werden leiser und weisser“, sagt er grinsend. Und trotzdem oder gerade deshalb: Jetzt sei die Zeit, es einfach zu wagen.

Besonders ist nicht nur die Strecke, sondern die Haltung dahinter. Die Region selbst liefert ihm die Symbolik für sein Vorhaben. Die Umrundung des Bodensees: ein Kreis. Die Querung hinauf auf den Säntis: ein Strich nach oben. Zusammen formen sie ein einfaches, fast mathematisches Bild: Der Kreis für den Durchschnitt, der Strich für das Darüberhinausgehen.

Es geht darum, einfach zu starten und den eigenen Durchschnitt zu durchbrechen.

Ein bewusst unperfektes, aber verantwortungsvolles Projekt
Wer sein Projekt betrachtet, erkennt schnell, dass es keine klassische Sportveranstaltung ist. Für Stieger ist es eine Art Selbstexperiment. „Ich plane die Route, die Logistik, die Versorgung. Ich trage die Verantwortung für das Gelingen – aber auch fürs Scheitern.“ Und genau das macht die Herausforderung so besonders.
„Natürlich braucht es bei solchen Distanzen aber ein kleines Team im Hintergrund“, betont er. „Für Sicherheit, für die Begleitung beim Schwimmen, für Verpflegung und vor allem einfach auch für den Kopf.“

Gerade dieser bewusste Umgang mit den Risiken unterscheidet peak beyond average von naivem Draufgängertum. Verantwortung bleibt das zentrale Leitmotiv – sowohl im Training als auch am Tag X.

Ein Triathlon als Einladung an andere
Trotz aller persönlichen Motivation sieht Stieger peak beyond average auch als Signal an andere: „Ich hoffe, dass mein Projekt Menschen inspiriert, nicht länger zu warten, bis sie ‚bereit genug‘ sind. Sondern einfach loszugehen und ihren eigenen Weg zu gestalten.“
Es sei keine Heldengeschichte, betont er immer wieder. „Ich bin kein Extremsportler. Ich bin einfach jemand, der sich eine Frage stellt: Was passiert, wenn ich es einfach mache?“ Im Juli 2025 will er diese Frage beantworten. Auf eigene Faust, mit viel Respekt vor dem Wasser, dem Wetter und den Bergen.

Midlife-Crisis? Vielleicht. Aber eine gute.
Ob das jetzt eine Midlife-Crisis sei? „Mag sein“, sagt Stieger schmunzelnd. „Manche kaufen sich ein Cabrio, ich kaufe mir halt ein bisschen Muskelkater.“ Doch dann wird er wieder ernst: „Am Ende ist es ganz einfach: Wenn ich schon wüsste, dass ich es schaffe, wäre es ja keine echte Challenge.“

Die Route in Kürze:
12 km Schwimmen durch den Bodensee
240 km Radfahren rund um den See (CH/D/A)
45 km Laufen/Speedhike auf den Säntis (ca. 3’000 Hm)

www.peakbeyondaverage.ch
https://www.instagram.com/peak.beyond.average/

 

Und heute Dienstagabend im TVO! (Text/Bilder: pd pr)

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