Das Coronavirus hat die FussballerInnen hart getroffen

Zur 4. Hauptversammlung hat der Vorstand des FC Rorschach-Goldach 17 am letzten Montagabend geladen. 78 Mitglieder (80 haben sich schriftlich entschuldigt) haben sich im Stadthofsaal eingefunden, sich selbst und alle anderen mit Masken während der ganzen HV geschützt und gespannt den Ausführungen von FC RG 17-Präsident Markus Hundsbichler gelauscht. Der Verein hat sich gut aufgestellt, die Finanzen trotz misslichen Umständen im Griff und beim Trainings- und Spielverbot im Frühjahr bewiesen, dass er auch digital was drauf hat. Das einleitend gezeigte Video hat dies eindrücklich bewiesen.

In seinem Jahresbericht wurde schnell klar, dass Corona auch beim FC RG 17 ganz zentral war. „Wie fällt wohl ein Jahresbericht eines Präsidenten eines Fussballvereins aus, dessen Meisterschaftsbetrieb von heute auf morgen eingestellt wurde? Sportlich gibt es eigentlich nicht viel zu berichten, was irgendwie von Bedeutung ist. Trotzdem berichten wir über ein aufwendiges Vereinsjahr, welches für uns ganz neue Aufgabenstellungen und Erkenntnisse gebracht hat. Die wichtigste Nebensache der Welt, der Fussball, wurde in ein völlig neues Licht gestellt. Corona hat unser ganzes Leben, privat und geschäftlich, wie auch das Vereinsleben völlig durcheinander gebracht. Der Lockdown hat auch unseren Verein hart getroffen. In der Presse fanden vor allem die Proficlubs ihre Plattform, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Auch wenn sich die finanziellen Auswirkungen für die sogenannt kleinen Vereine nicht im gleichen Ausmass manifestieren, sind auch diese betroffen. In unserem Fall heisst dies keine sozialen Kontakte auf und um den Fussballplatz, die in der Vorrunde erarbeitete guten Ausgangslagen konnten nicht genutzt werden, keine Möglichkeit den Bewegungsdrang auszuleben und ein geschlossener Begegnungstreff mit entsprechenden finanziellen Einbussen“, so Markus Hundsbichler.

27 Mannschaften (4 Aktive, 2 Senioren, 21 JuniorInnen), 4 Standort (Kellen, Pestalozzi, Dammweg, Polyfilm), ein Backoffice/Sekretariat zur Führung der Administration für rund 640 Mitglieder haben hohe Struktukosten nach sich gezogen. Zudem wurde die Erstausstattung aller Mannschaften mit Tenues und Traineranzügen abgeschlossen.

Doch der Präsident des grössten Fussballvereins in der Region mochte nicht jammern, denn die finanziellen Konsequenzen sind zumindest kurzfristig überschaubar. „Nachfolgend gehe ich näher auf einige Punkte ein, welche den Vorstand im abgelaufenen Vereinsjahr beschäftigt haben. Kein Spielbetrieb bedeutet nicht keine Arbeit. Die Herbstrunde hat ja im vollen Umfang stattgefunden und die entsprechenden Aufgaben in der Organisation und Durchführung des Trainings- und Spielbetriebs haben von den Verantwortlichen einiges abverlangt. Auch die Vorbereitungen für den Start in die Frühjahrsrunde waren im vollen Gange und auf gutem Weg. Wer hätte noch im Februar 20 gedacht, dass wir uns statt mit Trainings- und Spielplänen, Resultaten aus dem Spielbetrieb mit Themen wie vollständige Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs inkl. Information aller Beteiligten, Corana-Schutzkonzepten, Kurzarbeits-Entschädigungen, Finanzplanungsthemen aufgrund der veränderten Situation, Sponsorensuche ohne Sicherheit, wann wir unsere Gegenleistungen wieder erbringen können und Kaderplanungen ohne Beobachtungsmöglichkeiten aus dem Spielbetrieb und direkte Kontakte im laufenden Betrieb beschäftigen müssen. All dies hat auf allen Ebenen einen grossen Mehraufwand ausgelöst. Ich danke meinen Vorstandsmitgliedern für Ihr grosses Engagement in dieser auch für uns neuen Zeit. Insbesondere Ferruccio Vanin hat während dieser Zeit einen enormen Mehraufwand zu bewältigen. Auch wenn wir aktuell wieder im Spielbetriebs-Modus sind, bleiben grosse Unsicherheiten. Keiner weiss, wie sich die Situation rund um die Pandemie entwickelt. Dem entsprechend sind wir gezwungen, die Aktualität im Auge zu behalten und die Massnahmen laufend den Entwicklungen anzupassen. Insbesondere die Erstellung eines Budgets ist unter diesen Voraussetzungen fordernd.“

Markus Hundsbichler: „An der letzten Hauptversammlung haben wir versprochen, an der heutigen HV einige Angaben zum Betrieb des Begegnungstreffs zu machen. Der Erfolg des Begegnungstreffs hat unsere Erwartungen im 1. Betriebsjahr 2019 übertroffen. Wie aus der nachfolgenden Rechnung ersichtlich, konnten die im Budget enthaltenen Erträge und somit der Beitrag an den FC RG 17 erreicht werden. Vielmehr konnte auch eine Rückstellung gebildet werden, was sich nun als wertvoll erweist. An dieser Stelle ist es mir ein Bedürfnis unserer Leiterin des Begegnungstreffes, Anita Eugster, unseren herzlichen Dank auszusprechen. Sie hat es verstanden, mit grossem Engagement und viel Herzblut den Begegnungstreff zu einem beliebten Treffpunkt zu machen.“

Und immer wieder das gleiche Thema …
Ein Thema, welches Markus Hundsbichler persönlich immer mehr, aber auch den Vorstand insgesamt, umtreibt ist die Fragestellung: Wie lange sind das Ehrenamt bzw. die Freiwilligen-Arbeit in Vereinen noch machbar? Was passiert, wenn alle (beim FC RG 17 sind das 600 Aktive und Junioren) ihr liebstes Hobby Fussball ausüben wollen, aber niemand ist mehr da, der das organisiert und plant? Und der FC-Präsi bringt es deutlich auf den Punkt: „Panikmache oder Realität? Was führt mich dazu, eher dazu zu neigen, dies als realistisches Szenario dazustellen: laufende Entwicklung in der Gesellschaft, individuelle persönliche Interessen vorrangig zu sehen, fehlende Bereitschaft für gesellschaftliches Engagement, persönliche Interessen werden vor Gesamtinteressen gestellt, fehlende Bereitschaft zum Dialog. Motto: passt mir nicht = mach ich nicht. Und dann sind es immer die Gleichen, welche Bereitschaft zeigen. An dieser Stelle nochmals in aller Form verdankt. Aber die Frage bleibt: Wie lange geht das noch so?“  Ohne Einsatz von Mitgliedern seien die für den Verein so wichtigen Anlässe gar nicht durchzuführen und müssten abgesagt werden. Sowohl die Heimspiele der 1. Mannschaft wie auch die erwähnten Anlässe sind wesentliche Einnahmequellen für den Verein, ohne diese Leistungen abgebaut oder die Mitgliederbeiträge entsprechend angepasst, sprich erhöht werden müssen.

Und weiter: „Nebst dem vorerwähnten Thema bereitet beschäftigt mich eine weitere Gegebenheit sehr. Nämlich persönliche Interessen vor Vereinsinteressen zu stellen. Dies führt zu aufwendigen Diskussionen, welche oft zermürbend und auf die Dauer auslaugend sind. Ein Verein kann nur funktionieren, wenn eine eingeschlagene Richtung eingehalten und auch konsequent umgesetzt wird. Anpassungen und Korrekturen sollen möglich sein, aber bitte auf dem Hintergrund von konstruktiven Diskussionen und Argumenten. Sich querzulegen aus rein persönlichen Interessen sind destruktiv und kreieren hohe Frustrationen bei engagierten Verantwortlichen. Bis hin, dass sich Personen zurückziehen, was wir leider auch mit einem schmerzlichen Verlust erleben.“

„Der Verein FC RG 17 sind nicht nur die Herren, welche hier vorne sitzen. Diese haben inkl. mir persönlich ein Auslaufdatum. Der Verein sind wir alle hier im Raum. Die Mitgliedschaft im Verein beinhaltet nicht nur ein Nehmen, sondern auch ein Geben. Ohne Einhaltung dieses Grundsatzes ist die Existenz eines Vereins auf absehbare Zeit gefährdet“, rief der Präsident mahnend in Erinnerung.

Die Zukunft anpacken
Für den Vorstand bleibt die dringliche Aufgabe, die zukünftige Organisation des Vereins zu überdenken. Es muss darum gehen, die laufend zunehmend umfangreicher werden organisatorischen und administrativen Aufgaben professioneller und effizienter zu bearbeiten. Nur so kann erreicht werden, dass die Verantwortlichen sich ihrer Hauptaufgabe widmen können und nicht durch Administratives «aufgefressen» und frustriert werden.

Die ordentlichen Traktanden wurden dann effizient und rasch behandelt. Heinz Alder hat seinen Rücktritt aus der Juniorenkommission bekannt gegeben und Ferruccio Vanin als Finanzverantwortlicher konnte mitteilen, dass trotz Ertragsausfälle aufgrund Covid-19 dank Aufwandsminderungen per 30.06.2020 kompensiert werden konnten und daraus ein leicht besseres Ergebnis als budgetiert resultiert. Für das kommende Geschäftsjahr 2020/21 bliebe die Ausgangslage aber nach wie vor sehr herausfordernd. Die Entwicklung im Herbst in Bezug auf die fussballerischen Aktivitäten bezw. den daraus allenfalls resultierenden Auswirkungen finanzieller Natur bleibe ebenfalls noch abzuwarten.

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