Ein Zetteldichter aus Wien will Rorschach erobern

Der Kunstverein Rorschach lädt am kommenden Freitag und Samstag zu einem aussergewöhnlichen Event ein. Der Wiener Zetteldichter Helmut Seethaler ist Gast des Kunstvereins. Helmut Seethaler (1953) ist ein österreichischer Schriftsteller. Nach dem Abbruch eines Philosophiestudiums betätigte sich Seethaler ab 1973 als „Zettelpoet“.  Gemäss der Idee, Kunst habe im öffentlichen Raum präsent zu sein, klebte er seine Gedichte in Form von Zettelchen als von ihm so genannte „Pflückgedichte“ an Laternenmasten, Parkbäume und Bauzäune, aber auch an Wände und Säulen von U-Bahn-Stationen. Dafür umwickelte er beispielsweise Bäume mit einseitigem Klebeband, mit Klebeseite nach aussen, um daran seine Gedicht-Zettel anzuheften. Diese „Pflückgedichte“ stehen inhaltlich und formal zwischen Gedankenlyrik und Aphorismus. Rund 3300 Klagen und Gerichtsverhandlungen, die Seethalers Schaffen trotz leicht Entfernbarkeit der Zettelchen als Sachbeschädigung werteten, waren die Folge. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofes aus dem Jahr 1998 wertet seine Zettel hingegen offiziell als Kunst.

Am Freitag berichtet Helmut Seethaler über seine eigenartige Form seiner Zetteltexte und deren Verbreitung und über die vielfältigen Formen amtlicher und privater Reaktionen. Am Samstag wird Helmut Seethaler von 10 bis 15 Uhr in der Stadt Zettelgedichte aufhängen und gespannt auf Reaktionen der Bevölkerung warten. Und das Rorschacher Echo wird sich an seine Fersen heften …

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