Darum ist es möglich, «solche Koryphäen» hier zu haben

Der Rorschacher Kulturtempel „Industrie36“ erfreut uns immer wieder mit wunderbaren Konzerten. Das wird auch diese Woche der Fall sein. Hinter all dem steht Andreas B. Müller (das Beitragsbild zeigt ihn bei der Begrüssung der Konzertbesucher am letzten Freitag), der in einem Mail an die Mitglieder aufzeigt, was alles dahinter steckt, damit «solche Koryphäen» bei uns spielen. Doch das soll er den Leser:innen des Rorschacher Echos gleich selber erzählen. Voilà:

For jazz lovers only!

„Mir gefällt, was der israelische Gitarrengott OZ NOY, der übrigens am Montag, 13. Mai, im Bistro St. Gallen im Einstein auftritt, über seine Musik sagt: «Das ist Jazz. Es klingt nur nicht so.» Wir betrachten Jazz ja nicht als eine einbalsamierte Stilrichtung, sondern als globale Musiksprache, die Schnittstellen zu vielen Genres bildet, die wandert und verbindet, überwindet und aneckt, bereichert und inspiriert und manchmal durchaus auch langweilt. Bei der Programmgestaltung ist die grosse Herausforderung, aus der Vielzahl der Künstlerinnen und Künstler, die eine Konzertmöglichkeit suchen (und auch banal betracht: Arbeit suchen – täglich erreichen uns unzählige Auftrittsanfragen), eine Auswahl zu treffen, die unsere Vorfreude weckt auf einen elektrisierenden Abend. Die Begeisterung unseren Gästen IM VORFELD zu vermitteln und zu hoffen, dass der Funke rüber springt, gehört zu den grossen «Aufgaben» eines Veranstalters. Die grösste Hürde ist dabei, einem geneigten Publikum auch unbekannte Formationen «schmackhaft» zu machen (wobei «unbekannt» sehr relativ ist). Wenn ich unser neues Programmbooklet gemeinsam mit einer interessierten Person durchblättere, merke ich rasch, dass kaum jemand eine Band oder eine Musikerin oder einen Musiker kennt. Wenn ich dann zu erzählen beginne, warum und wer und wie, spüre ich ein wachsendes Interesse, das (hoffentlich…) darin gipfelt, dass mein Gegenüber sich zumindest im Geiste Notizen macht und sich verschiedene Daten in der Agenda einträgt… Und wenn ich dann beispielsweise sage, dass X auf den grössten Bühnen der Welt – und auch im Bistro St. Gallen oder in Rorschach – auftritt, kommt oft die Frage, wie das denn möglich sei, dass «solche Koryphäen» bei uns spielen. Einerseits hat das mit meinem jahrelang gepflegten Netzwerk zu tun, andererseits aber eben auch ganz trivial damit, dass Musikmachen ein Beruf ist und gute «Jobs» gefragt sind. Wir bieten gute «Jobs» an mit guten «Arbeitsbedingungen» (Technik, Hotel, Catering, Crew etc. UND ein gutes, sehr interessiertes, gwundriges Publikum in toller Atmosphäre), weshalb es meist eine Frage des Verhandelns ist, ob ein Künstler oder eine Künstlerin zu uns kommt. Natürlich spielt auch das sogenannte «Routing» eine Rolle, heisst, ob die Ostschweiz datumsmässig so in den Tourkalender passt, dass die Reisewege nicht zu strapaziös sind. Aber manchmal, wie im Falle der amerikanischen Pianistin LYNN ARIALE ist es so, dass Künstlerinnen aus den USA nach St. Gallen reisen, um dort ihre Europatournee zu starten… Neben diesen organisatorischen Aspekten ist aber noch viel spannender, warum ich inhaltlich genau diesen Musiker oder jene Formation ausgewählt habe. Womit ich unweigerlich zu meiner «Bestenliste» wechsle. Da ich von allen unseren Angeboten überzeugt bin, sich darin aber trotzdem persönliche Favoriten befinden, beginne ich darüber zu schwärmen. Ich möchte Ihnen diese nicht vorenthalten, da sich in unseren Programmen in St. Gallen und Rorschach «Trouvaillen» befinden, die in einem weiten Umkreis bei uns exklusiv zu erleben sind… Beispielsweise in Rorschach:

  • Schon am kommenden Freitag, 23. Februar, fesseln KOLSIMCHA, die seit bald 30 Jahren sowohl in der New Yorker Carnegie Hall als auch bei den renommiertesten Jazz-, Klassik- und Weltmusikfestivals auf drei Kontinenten auftreten. Mit ihrem Contemporay Klezmer, der osteuropäische Musiktradition mit Jazz und Elementen der klassischen Musik verbindet, haben sie eine lebendige, offene Musiksprache und schaffen mit mitreissender Spielfreude und Virtuosität eine einzigartige Atmosphäre. Grossartig!
  • Eine der aktuell packendsten Neuentdeckungen ist das israelische instrumentale Klaviertrio SHALOSH, das zur Generation von genreübergreifenden Jazzgruppen gehört und am Sonntag, 3. März, seinen mit vielen Stil-Elementen angereicherten und an Bands wie The Bad Plus, aber auch Nirvana orientierten Power-Jazzrock präsentiert. Ich würde es so beschreiben, wenn ich so schreiben könnte: «Die drei Musiker explodieren fast vor Spielfreude. Ihre extrovertierte Umsetzung des kompositorischen Materials überwältigt. Ihre melodischen Wechsel, ihr Variieren der Zeit (mehrmals innerhalb eines Stückes), ihr improvisatorischer Funkenflug lotet die Grenzen des Jazz gewaltig aus. Rockige Querverweise, östliche und afrikanische Ideen, ja selbst elektronische Erweiterungen paaren sich mit klassischer Virtuosität und energiegeladenem Jazz.» – JAZZ FIRST | JÖRG KONRAD
  • Natürlich gehört unter meine Empfehlungen auch die einzigartige MODERN STANDARDS SUPERGROUP mit den vier legendären Musikern Ernie Watts (Saxophon), Niels Lan Doky (Keyboards), Darryl Jones (Bass; u.a. bei The Rolling Stones) und Harvey Mason (Drums), die schon 2022 in Rorschach begeisterten (damals mit dem Saxophonisten Bill Evans). Während das Konzept einfach ist – die Interpretation des Repertoires etablierter Genres der zeitgenössischen Musik durch die Brille des Jazz – ist die kreative Aufgabe von MODERN STANDARDS SUPERGROUP komplex und basiert auf der überaus erfolgreichen Konzertreihe des dänischen Pianisten Niels Lan Doky. Zu erleben am Montag, 11. März.
  • Das Streichquintett VOŁOSI habe ich vor Jahren zum ersten Mal bei der Konzertreihe kleinaberfein von Richard Butz gesehen: Seither ist es um mich geschehen… Ich kann viele Bands mit Superlativen dekorieren, aber so vom Stuhl gerissen, wie es die fünf Musiker aus Polen getan hatten, war einmalig. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht, was sich da auf der Bühne ereignete (und ich bin überaus gespannt, sie am Samstag, 13. April, erneut zu sehen!). Ihr Musikstil ist überaus dialogorientiert und die Einflüsse aus Rock, Jazz, World, Ambient- und Filmmusik verweben sich zu einem eruptiven Zauber. Kein Wunder, geben sie Konzerte auf der ganzen Welt in den renommiertesten, prestigeträchtigsten Konzerthäusern.
  • Es fällt mir unglaublich schwer, mich zu drosseln bei der Auswahl. Aber wenn ich mich hier auf fünf beschränken will, dann ist mein letzter Tipp die kubanische Cellistin und Sängerin ANA CARLA MAZA mit ihrem QUARTET CARIBE. Besser kann man es nicht formulieren: «Eine bezaubernde Verbindung von klassischem Cello und Gesang, eine aufregende Liaison von kubanischem Son, Samba, Bossa Nova, Tango, innovativen Jazz-Harmonien und französisch angehauchtem Chanson.» Der atemberaubende Mix von Ana Carla Mazas Stimme und ihrem Cello-Spiel sowie mit dem offenen Zugang zu ihren vielfältigen lateinamerikanischen Wurzeln erschafft ein neues musikalisches Universum.“

Und wie bereits angekündigt, verschenkt das Rorschacher Echo auch für das Konzert mit Kolsimcha kommenden Freitag 5×2 Tickets. Die ersten 5 Mails, die mich mit dem Betreff „Freitag“ erreichen, gewinnen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtig. Eine Kopie des Mails geht an den Veranstalter. Viel Glück.

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