Danceloft: Türen auf für Rorschachs Tänzerinnen

Nach einem Jahr pandemischer Pause ging am vergangenen Wochenende die beliebte Weihnachtsrevue der Tanzschule Danceloft über die Bühne. Auch wenn Rut Ackermann das leidige Thema nicht ansprechen wollte, das Jahr und die Probenzeit waren entsprechend herausfordernd. Mit „Whats behind that Door“ brachten sie, Roland Schmutterer, Sarina Sieber und Melanie Krey ein Programm auf die Bühne, das im besten Sinne demonstrierte, wie schöpferische Arbeit positive Energien bündeln und entfalten kann. Eine drehbare Box mit Türen, kurze schnittig-witzige Darbietungen und eine sensationelle Musikauswahl begeisterten das Publikum. Weniger war in dem Fall viel mehr. Choreografie lebt vom Zusammenspiel grosser und kleiner Menschen.

Leichtfüssig eröffnete ein Potpourri junger und erwachsener Tänzerinnen den Abend zu Georges Bizets Carmensuite, die magische Türenbox frech bespielt. Den ersten Teil dominierten aber die Kleinen, mit grossem Eifer, Ernsthaftigkeit und absolutem Jö-Faktor. Als Puppenmütter, Chinagirls, Coppelia – liebevoll angeleitet von ihrer Lehrerin Melanie Krey – entzückten und verzauberten sie die Zusehenden. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, was die Bühne mit den Kindern macht – und sie mit ihr. Die Picnic-Girls von lustigen kleinen Bienen vertrieben, wurden diese von der jungen Tänzerin Edwina Thurnherr betreut. Toll, wie fürsorglich  sie diese verantwortungsvolle Aufgabe erfüllte und sehr schön mittanzte. Mit der Kinderwagenrallye war der Part der jüngsten Elevinnen abgeschlossen, die Box wieder gedreht und schwupps – man war in New York mitten im Musical „Fame“ und den Jazztänzerinnen.

 

Für eine gewisse Situationskomik sorgte ein weiterer Boxendreh auf „Modern“. Zauberhafte Wassernixen tanzten dann zu Johann Strauss’ Walzer „An der schönen blauen Donau“. Er wird begeistert im Komponistenhimmel gelacht haben, dass er immer noch für modern gehalten wird. Überhaupt kam seine Musik oft zum Zug – getanzt wirkt sie einfach tausendmal lebendiger, als jeweils bei dem leicht angestaubten Neujahrskonzert. Sommerliches wechselte sich ab mit dem Karneval in Venedig, einer coolen Mehrgenerationen-Choreo von Ona Bellemans, Lia Sieber, Svea Helfenstein, Connie und Conny Bissegger und Susanne Menzi.

Wer nicht nur Tanz- sondern auch Opernfan ist, kam gegen Ende auf seine vollen Kosten. Georg Bizets „Carmen“ spielt zwar in Spanien, ist aber mit dem starken Bezug zum Ballett sehr französisch. Ohne die „Rats de ballet“, die Ballettratten, wie die Mitglieder des Tanztheaters an der Pariser Opéra genannt werden, fand bis in die Neuzeit keine Inszenierung statt. Das Publikum hätte sie boykottiert. Zu „Nous avons la tête haute“, des Knabenchors, der weltberühmten Habanera Carmens und dem Paso Doble des Toreros Escamillo, tanzen sich Luisa und Sophia Bruderer, Lena Indermaur Mona Kleger, Melanie Krey und Lena Reist in unsere Herzen, insbesondere in das der Schreibenden.

Eine abschliessende Zeile zu den erwachsenen TänzerInnen, zu denen auch Alexandra und Roland End gehörten: Wie schön, dass ihr so treu dabei seid. Und ja: You all looked wonderful tonight. (Text: Barbara Camenzind / Fotos: Silvan Wick, St. Gallen)

Newsletter abonnieren

Bitte wähle, ob Du über jeden neuen Beitrag sofort oder lieber jeden Morgen gegen 9 Uhr eine Zusammenfassung der neusten Beiträge erhalten möchtest.
Liste(n) auswählen: