Auch für Fussballer ist die aktuelle Situation besonders

Olaf Sager trainiert seit dem letzten Sommer die 2. Liga-Mannschaft des FC Rorschach-Goldach 17. Er ist schon lange im Fussball- und Trainergeschäft und doch ist vieles an der aktuellen (Corona-)Situation auch für ihn «Neuland».

Der FC Rorschach-Goldach 17 hat anfangs Februar die Vorbereitungen für die Rückrunde aufgenommen und liegt in der Tabelle auf Platz 2. Was für Zielsetzungen verfolgen Trainer und Mannschaft?

Olaf Sager: Wir sind im August in die Saison gestartet und haben als Ziel herausgegeben, möglichst weit vorne mitzuspielen und wenn möglich aufzusteigen. Wir sind in der Halbzeit fast auf Kurs und haben den Wintermeistertitel nur um einen Punkt verpasst! Unser Ziel bleibt dasselbe. Wir trainieren aktuell 3-4 Mal wöchentlich hart für unsere gesteckten Ziele. Wir sind uns im bewusst, dass wir viel investieren müssen und werden alles daran setzen, um bis ganz zuletzt an der Tabellenspitze mitreden zu können. Wir wissen aber auch, dass vieles passen muss – es braucht vielleicht dann und wann auch ein Quäntchen Glück.

Erste Vorbereitungsspiele haben stattgefunden. Deine Eindrücke?

Wir haben vieles getestet und ausprobiert. Aus diversen Gründen hatten wir auch in jedem Spiel einige Absenzen zu beklagen. Im Grossen und Ganzen sind aber meine Eindrücke positiv. Gegen AS Calcio Kreuzlingen aus der 2. Liga inter konnten wir gut mithalten und hätten kurz vor Schluss zum 1:1 ausgleichen können. Wir müssen in solchen Spielen gegen Oberklassige auch lernen, vor beiden Toren in entscheidenden Szenen cleverer zu sein – es geht alles etwas schneller, wir erhalten weniger Torchancen – da werden wir uns als Team weiterentwickeln.

Gegen den FC Balzers aus der 1. Liga hatten wir zu Beginn sogar mehr vom Spiel und 2-3 hochkarätige Chancen. Leider nutzte dann der Gegner seine erste Möglichkeit zum 1:0 und gegen Schluss ging uns die Puste aus und das Resultat fiel mit 0:6 etwas gar hoch aus. Einen interessanten Test hatten wir gegen den FC Höchst aus der Vorarlbergliga, welcher 1:1 ausging. Wir konnten gegen einen guten Gegner viele Vorgaben gut umsetzen und haben eine gute Mischung aus defensiver Stabilität und offensiver Kreativität gefunden. Einzig das Spiel gegen das unterklassige Münchwilen war eine Enttäuschung und wir konnten unsere Müdigkeit nicht verbergen. Positiv war der Auftritt von den beiden Junioren Marco Büchel und Janis Holderegger, welche ebenfalls 45 Minuten zum Einsatz kamen. Das Spiel ging 2:3 verloren wobei Rico Meister beide Tore schoss.

Ich bin überzeugt, dass wir bis zum Rückrundenstart bereit sind und einige Fortschritte erzielt haben.

Seit einigen Tagen «spielt» nun auch der Corona-Virus eine zentrale Rolle. Welche konkreten Massnahmen werden jetzt umgesetzt? Was für Auswirkungen hat das auf das Vorbereitungsprogramm generell? Trainingsintensität?

Das Corona Virus beschäftigt uns bereits seit einigen Tagen intensiv und vor allem seit in Norditalien die ersten Fälle bekannt sind. Mittlerweile haben wir unser Trainingscamp am Gardasee abgesagt, weil es schlicht auch heikel gewesen wäre, in dieses Krisengebiet zu reisen. Wir wollen das Risiko einer Ansteckung in unserem Team bewusst minimieren. Nun trainieren wir 4 Tage auf der heimischen Sportanlage Kellen täglich zweimal, hier müssen wir flexibel sein. Der OFV hat unser Training Spiel gegen Abtwil am späteren Abend abgesagt. Klar ist das ärgerlich und bringt auch etwas Unruhe – wir bleiben aber fokussiert und passen uns kurzfristig der neuen Situation an. Das habe ich so noch nie erlebt und meiner Meinung nach auch etwas überspitzt. Auf dem offenen Fussballplatz in Abtwil wären kaum mehr als 100 Personen vor Ort gewesen. Da ist die Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Flughäfen oder einem Einkaufszentrum vermutlich höher.

Ansonsten haben wir unsere Spieler einfach angehalten, die Empfehlungen der Behörden, sich fleissig die Hände zu waschen, richtig zu niesen bzw. husten, aufs Hände schütteln zu verzichten und auch etwas Distanz zu halten. Das fällt den Spielern am schwierigsten, gehört doch das Handshake im Mannschaftssport wie ein Ritual dazu. Die Trainingsintensität halten wir aber nach wie vor hoch. Bei einer saisonalen Erkältung oder leichtem Fieber wollen wir kein Risiko eingehen und lassen die Spieler pausieren. 

Unter welchen Voraussetzungen können Vorbereitungsspiele überhaupt stattfinden?

So wie ich informiert bin, sind in den unteren Ligen wieder Spiele erlaubt. Wir müssen hier einfach auch flexibel bleiben und in der Lage sein, uns auch kurzfristig immer wieder anpassen zu können.

Was für Trainingsspiele sind für das 2. Liga-Team des FC RG 17 aktuell vorgesehen?

  • Dienstag 10.3., 20.00 Uhr gegen den FC Bazenheid (2. Liga Interregional), Kellen
  • Samstag 21.3., 16.00 Uhr gegen den FC Winkeln (2. Liga), Kellen
  • Für den Samstag 14.3. suchen wir noch einen Gegner, geplant war, dass wir in Sirmione im Trainingslager gegen den SC Rüti b. Büren gespielt hätten. Ich hoffe da ergibt sich kurzfristig noch eine Möglichkeit.

Und um den Fokus wieder auf die Realität zu lenken: Wie ist das Team zwäg? Hat es Wechsel im Kader gegeben?

Wir haben konditionell noch etwas Nachholbedarf, einige liegen noch einige Trainingseinheiten im Rückstand. Die Jungs ziehen aber alle mit und wir haben eine positive Stimmung im Training! Taktisch und spielerisch erhoffe ich mir auch vom Trainingscamp einiges und es freut mich sehr, dass die Spieler 4 Tage frei nehmen und anstatt im wärmeren Italien hier in der Region trainieren.

Abgänge haben wir glücklicherweise nur vereinsintern zu beklagen. Marco Morgante und Manuel Tobler schliessen sich fix der U23 an. Den umgekehrten Weg geht Furkan Kalmis, der aus der U23 kommt und die Vorbereitung mit uns mitmacht.

Vom FC Heiden stösst Semir Krizevac zu uns, vom FC Steinach Luca Scariot und vom FC St. Otmar der Torhüter Alen Ajdinovic. Zudem trainieren jeweils am Montag auch die vier Eigengewächse Marco Büchel, Janis Holderegger, Moritz Schäfer und Fabio Moscara mit uns mit. Diese wollen wir behutsam an höhere Aufgaben heranführen – geplant sind Einsätze noch im Nachwuchs bzw. in der U23 in der 3. Liga – aber wir möchten willigen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs bewusst auch früh Chancen zur Entwicklung geben und sehen hier durchaus gute Perspektiven.

Wie gehst Du als Trainer mit der aktuellen Situation um und was ist Dir im Moment besonders wichtig?

Positiv denken, flexibel bleiben und das Beste aus der Situation herausholen. Nicht in Panik ausbrechen, aber trotzdem die von den Behörden abgegebenen Richtlinien und Empfehlungen einhalten, so dass wir alle gesund und vom Corona Virus verschont bleiben. Und vielleicht auch, dass sich die Welt nicht nur um den Fussball dreht.

Ende März 2020 sollte die Rückrunde auch in den unteren Ligen starten. Der FC RG 17 liegt auf Rang 2 und hat am 29.3. beim FC Altstätten anzutreten.

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