Die digitale Entwicklung fordert die Schule heraus und stellt Lehrpersonen vor neue Herausforderungen. An der Tagung «Wie viel Wissenschaft braucht die Lehrpersonenfortbildung?» an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) diskutierten Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, wie Weiterbildung in einer zunehmend digital geprägten Welt gestaltet werden kann.
Künstliche Intelligenz (KI) prägt unseren Alltag zunehmend und hinterlässt auch im schulischen Umfeld deutliche Spuren. Lehrpersonen gestalten ihren Unterricht in einem Umfeld, das sich digital rasant weiterentwickelt. Doch was zeichnet guten Unterricht sowie effektive Weiterbildung von Lehrpersonen im Kontext von Digitalisierung und KI aus? Mit dieser und weiteren Fragen setzte sich die Tagung «Wie viel Wissenschaft braucht die Lehrpersonenfortbildung?» vom 27. und 28. November 2025 auseinander. Organisiert von der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg, der Universität Kassel und der Universität Regensburg brachte die Tagung rund 150 Expert:innen aus der Praxis und der Bildungsforschung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Rorschach und St.Gallen zusammen.
«Die Auseinandersetzung mit Wissenschaft gibt Lehrpersonen Methoden und Instrumente an die Hand, damit sie vermeintliche Gewissheiten kritisch hinterfragen, die Glaubwürdigkeit von Aussagen beurteilen oder Fake News auch als solche entlarven können», sagte Prof. Dr. Christian Brühwiler, Prorektor Forschung & Entwicklung der PHSG, zur Eröffnung der Tagung. Entscheidend sei dabei das systematische Verbinden von wissenschaftlichem Wissen mit situationsspezifischem Kontextwissen und persönlicher Erfahrung. «Wissenschaft und Schulpraxis haben letztlich dasselbe Ziel: Lehr- und Lernprozesse besser zu verstehen und wirksam zu gestalten.»
Art des Lernens verändert sich
Wie umfassend die digitale Transformation das Lernen von Lehrpersonen bereits verändert hat, zeigte Prof. Dr. Dirk Richter, Professor für Erziehungswissenschaftliche Bildungsforschung an der Universität Potsdam, in seiner Keynote auf. Zum einen hätten sich bestehende digitale Formate weiterentwickelt. «Online-Fortbildungen beispielsweise werden immer mehr angeboten und von Lehrpersonen immer häufiger genutzt», sagte Richter. Zum anderen seien neue Lernformate dazugekommen, von Social-Media-Angeboten bis zu Virtual-Reality-Anwendungen. Gleichzeitig habe sich die Art des Lernens verändert. «Sie ist stärker personalisiert und individualisiert, zunehmend KI-gestützt und begleitet von neuen Formen der Unterstützung und Administration», so der Bildungsforscher. Lernmanagementsysteme stünden heute ganz selbstverständlich bereit und prägten den Arbeitsalltag von Lehrpersonen. «KI wird derzeit vor allem zur Unterstützung der Materialerstellung eingesetzt und weniger zur Förderung von Lernprozessen», sagte er.
Prof. Dr. Katrin Kraus, Professorin für Berufs- und Weiterbildung an der Universität Zürich, stellte in der zweiten Keynote der Tagung die Frage, was es braucht, damit Lehrpersonen Kompetenzen für professionelles Handeln in digitalen Kontexten entwickeln können. Kraus betonte die vielfältigen Zugänge und Prozesse der Weiterbildung in der Erwerbstätigkeit: Lehrpersonen besuchen Weiterbildungen, sie probieren Innovationen aus, sie lernen während der Ausübung des Berufs in der Praxis und in der Reflexion. Dies alles gehört zum lebenslangen Lernen während der Erwerbstätigkeit. Dabei gilt grundsätzlich, dass die Lehrperson diesen eigenen Prozess der Weiterentwicklung steuert. Aktuell sind die Lehrpersonen herausgefordert, mit den Anforderungen des Digitalen umzugehen. Dazu würden sie ihre Kompetenzen für professionelles Handeln nützen und erweitern. Kraus diskutiert die vielfältigen Orte, Räume und Formate und stellt pointiert fest: «Professionelles Handeln und professionelle Kompetenzen können weder nur an der Hochschule noch ausschliesslich in der Praxis erworben werden.»
Lösungen und Perspektiven diskutieren
Die Tagung wurde vom Institut Digitale und Informatische Bildung und vom Institut Frühe Bildung 0 bis 8 der PHSG verantwortet. Sie umfasste ein vielfältiges Programm, zahlreiche Kurzvorträge von Forschenden und Dozierenden gaben Einblicke in zentrale Themen der digitalen Bildungslandschaft. Die Teilnehmenden konnten aus einem breiten Angebot an wissenschaftlichen Beiträgen zum Tagungsthema «Professionalisierung in der digitalen und KI-geprägten Welt» wählen. In den Vorträgen und Diskussionen wurde der Einsatz von KI in der Schule und Hochschule thematisiert und Konzeptionen für Weiterbildung von Lehrpersonen im Kontext der digitalen Transformation diskutiert. (Text/Bild: pd phsg jw)
Das Beitragsbild zeigt Prof. Dr. Christian Brühwiler, Prorektor Forschung & Entwicklung der PHSG, bei der Begrüssung der Tagungsteilnehmenden.


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