Mein lieber Fred…

In Windeseile hat sich am Dienstagmorgen des 5. März 2024 im Städtchen die Nachricht verbreitet, dass Du nicht mehr unter uns weilst. Von «Ich habe ihn ja gerade noch gesehen» bis «Das glaub ich nicht» war fast alles zu haben. Seither sind ein paar Tage vergangen und am heutigen Donnerstag, dem 14. Tag im März 2024, werden wir endgültig von Dir Abschied nehmen. Wobei das mit diesem «endgültig» so gar nicht zu Dir passen will. Trotzdem will ich hier versuchen, Deiner würdevoll und trotzdem mit der Dir schon fast angeborenen Prise Würze zu gedenken. Menschen wie Du können nicht so einfach mir nichts dir nichts gehen. Dafür war Dein Wirken zu bunt und – bei allem gebührenden Respekt – vielfach auch so herrlich schräg.

Der Spruch «Mann mit Hut ist immer gut» ist nicht von Dir, passt aber so treffend zu Dir. Dein Outfit hat alle Modetrends der letzten Jahrzehnte locker gebodigt. Und während sich die transportable Musik in den Gassen der Stadt via Kassettenrecorder, Walkmen bis hin zum Handy zumindest räumlich immer mehr verkleinerte, warst Du mit Deiner Drehorgel immer ein gern gesehener Gast an vielen Festivitäten. Das «Alte» hat es Dir angetan und die von Dir ausgestrahlte Herzlichkeit beim Drehen Deiner Orgel kam aus tiefstem Herzen.

Fred bei der Übergabe der Petition an den damaligen Stapi Thomas Müller

Du bist aufgefallen, mein lieber Fred. Und wenn Du Dich für eine Sache begeistern konntest, warst Du derart präsent und so voller Tatendrang, dass es sogar mir manchmal etwas mulmig wurde. Ich erinnere mich sehr gerne an den Abend, als Du mit Deinem Freund und Weggefährten Erwin Feurer die «Kunststadt Rorschach» ausgerufen hast. Damals im Oktober 2014 in deinem Sammelsurium an der Kirchstrasse 34. Dein Versuch, die Stadt Rorschach als Kunststadt zu etablieren, hatte so etwas visionäres an sich und passte so wundervoll zu Deinem Wesen. Mit dem Abriss des kleinen Gebäudes an der Kirchstrasse endete zwar das Vorhaben, nicht aber Deine Idee, etwas zu bewirken.

Eine ganz besondere Herzensangelegenheit hattest Du – das Nebelhüsli. Du hast eine Petition lanciert, diese dem damaligen Stapi Thomas Müller in einer wundervollen Aktion feierlich überreicht. Sage und schreibe 1232 Unterschriften hast Du gesammelt und damit einem verschwundenen Stück Kulturgut versucht, wieder etwas Leben einzuhauchen. Das war auch 2014. Heute ist 2024. Und deshalb mein lieber Fred ist es für Dich vielleicht noch etwas tröstlich, dass ich Dir sagen kann, dass Deine Idee rund um dieses Nebelhüsli nicht in einer Schublade verschwunden ist. Auch wenn wir Dich heute bestatten kannst Du auf Deine Reise mitnehmen, dass die Chancen gutstehen, dass das Nebelhüsli wieder auf den Hafenplatz zu stehen kommt. Das wird wohl noch etwas dauern und in Stein gemeisselt ist das auch (noch) nicht, aber wenn jemand Zeit hat, dann Du. Und wundere Dich nicht, lieber Fred, wenn an diesem neuen Nebelhüsli eine klitzekleine Hinweistafel mit Deinem Namen draufsteht. So gesehen lebst Du unter Umständen im Nebelhüsli weiter. Du siehst: Visionen sterben nicht!

Fred an seiner Drehorgel

Und zum Schluss noch dies, mein lieber Fred. Wir alle wissen, dass wir ein Ablaufdatum haben, aber keine Tatsache wird derart verdrängt wie diese. Du hast Dich von diesem irdischen Dasein verabschiedet, wir bleiben noch etwas. Uns bleiben aber die vielen Erinnerungen an Dich und Dein Wirken. Und es sind schöne Erinnerungen. Danke für die vielen Farbtupfer, die Du gesetzt hast und Deine Unbekümmertheit, das Leben so zu leben, wie es ist.

Ruhe in Frieden, mein Freund. Wir sehen uns.

Res

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2 Kommentare zu "Mein lieber Fred…"

  1. Ein wunderschöner und passender Kommentar zu Ehren von Fred, einem einmaligen und Rorschach so bereicherndem Menschen. Er wird uns fehlen.

  2. Sehr innig, deine Worte, lieber Res, ich denke, Fred hätte Freudentränen in den Augen, wenn er sie lesen könnte.

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