Einem Hindu-Tempel einen Besuch abgestattet

Im Rahmen „Abenteuer Kirche“ der reformierten Kirche Rorschach, wo jährlich vier Veranstaltungen, unter anderem das Bibelmuseum in Meersburg oder Kirchliche Gebäude in der Region besucht wurden, reisten acht Kinder am Samstag mit der Religionslehrerin Conny Niebuhr nach St.Margrethen. Ziel war der dortige Hindu Tempel, einer von 18 derartigen Anlagen in unserem Land, wo die rund 30‘000 Hindus in der Schweiz, meist Tamilen aus Sri Lanka, ihrer Religion nachgehen.

Herr Subramaniyam, ein Schweizer Freund von Kumar, dem Präsidenten der Stiftung des Tempels, führte die Schar fachkundig durch das Heiligtum, bewacht vom Priester mit seinem versunkenen Blick. Nachdem alle die Schuhe ausgezogen und von Kumar beim Eingang mit geweihtem Wasser gereinigt wurden, öffnete sich den Teilnehmenden die heilige Halle mit den diversen Altären, die den verschiedene Gottheiten gewidmet sind.

Interessiert lauschen die Rorschacher Kinder den Ausführungen des Führers unter der Aufsicht des Hindu Priesters.

Zuerst vernahm man, dass es grundsätzlich auch im Hinduismus nur ein Gott, nämlich Brahma gibt. All die andern Götter sind mit Brahma irgendwie verwand und werden je nach Bedürfnis angerufen. So ist beispielsweise Sarasvati die Frau von Brahma und für Familienprobleme zuständig. Bekannt ist auch Shiva, Gott der Gegensätze wie Gut und Böse, sein Sohn Ganesha mit seinem Elefantenkopf oder Vishnu.

Die Hindu behandeln ihre Götter, ausser Brahma, wie Lebewesen. Sie werden sorgfältig mit einer Glocke geweckt, wenn der Priester morgens den Tempel betritt. Er zieht den Vorhang vor dem Altar zurück und reinigt und richtet den Gott für den Tag her. Es wird immer im Uhrzeigersinn um den Tempel gegangen. In der Mitte des Raumes steht der grösste Altar, der dem Gott Skanda, ein weiterer Sohn Shivas und Bruder von Ganesha geweiht ist. Er wird hauptsächlich von den Tamilen verehrt. Sein Attribut ist die Lanze, mit der er wie Jesus am Kreuz das Böse besiegt hatte. Als Begleittiere dienen ihm der Hahn und der Pfau.

Weiter erfuhren die Kinder, dass bei den Hindus ein Gottesdienst über mehrere Stunden dauert. Man bringt den Gottheiten zu Essen mit, das gesegnet und am Schluss des Gottesdienstes gegessen wird. Kommt man zu spät, ist das kein Problem, aber das Essen am Schluss darf man auf keinen Fall verpassen. Ein Gottesdienst gleicht eher einer Party mit Musik und Geschwätz. Jeder besucht den Tempel, bei dem er sich Hilfe oder Glück verspricht. Da in dem Durcheinander die Götter nicht mehr wissen, wer alles anwesend war, gibt es ein Aufsichts-Gott, der sich alle merkt, und nach dem Gottesdienst, wenn die Altäre vom Priester wieder verschlossen werden, berichtet er jedem Gott, wer ihn besucht hat. Ein anderer Gott hat auch die Aufsicht über den Tempel und ist Hüter des Schlüssels der Anlage. Die Hindus sind wenig wählerisch, was ihre Götter anbelangt. Sie besuchen in  der Schweiz mangels eines Tempels gerne als Ersatz die schwarze Madonna von Einsiedeln.

Hindu Priester vor dem Tempel Ganesha

Nachdem alle einen süssen, indischen Tee getrunken hatten und Herr Subramaniyam die letzten Fragen einfach aber klar beantwortet hatte, kehrten die Rorschacher Kinder mit tiefen Eindrücken einer fremde Welt und ihre Religion nach Hause zurück. Alle waren überzeugt, der Name der Veranstaltung „Abenteuer Kirche“ habe gehalten, was er verspricht. (Text/Bilder: pd/wn)

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