Wir werden die Geister, die wir riefen, nicht mehr los

Den ganzen „Magazin“-Artikel von letztem Samstag findet man hier. Dafür braucht man gut 10 Minuten und es verschlägt einem fast den Atem. Man weiss es ja, aber so extrem wurde das wohl noch nie publiziert. Erinnert ein wenig an einen Aphorismus von René Regenass: „Wir haben das Pulver nicht erfunden, uns gehören nur die Farbriken“ und auch an einen von Albert Einstein: „Das Verhalten des Atoms ist gesetzmässig, seine Anwendung gesetzlos“.

Eine Einschätzung von Jürg Moser:

Trump sei Dank

„Die Eliten haben sich von der Bodenhaftung gelöst, in Seifenblasen gehüllt und vom Volk entfernt. Seit Jahrzehnten unbemerkt. Aber jetzt, jetzt haben (Trump sei Dank) unelitäre Medienspezialisten und unelitäre Politikexperten diese Entwicklung schlagartig entdeckt und thematisiert. Und damit verheerende Flutwellen ausgelöst: Laiendarsteller drängen von ihren lokalen Liebhaberbühnen auf die Weltbretter der internationalen Theaterfestivals, Grümpelturnierteams in die nationalen Fussballmannschaften, Krankenkassenmitglieder in die Forschungslaboratorien der Spitzenmedizin, Schwerkriminelle in die Rechtsprechung, Bildungsresistente ins Lehramt, Putzequipen in die Verwaltungsräte und so weiter. | Globales Vorbild ist die bewährte Schweizer Demokratie: Hier darf das Volk seine Vertreter in die kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Räte wählen – und direkt dafür sorgen, dass in diesen Gremien nicht nur Gescheite, sondern auch Dumme den Bevölkerungsdurchschnitt angemessen repräsentieren. Das Modell der Schweizer Demokratie hat seine nachhaltige Fortschrittlichkeit mit Hand und Fuss bewiesen, weil darin selbst Kopflose nicht von den Sprossen der Erfolgsleiter stürzen. | Dass jenseits eidgenössischer Begrenztheit ein nationaler Präsident die nationale Durchschnittlichkeit repräsentieren und staatlich oberbehaupten darf, ist nicht neu. Aber jeder neue Ereignisfall dieser Art ist ein weiterer Schritt im grenzenlosen Siegeszug, mit dem die mehrheitliche Dummheit zwecks ihrer Weltherrschaft die kluge Minderheit in die Nachgiebigkeit bodigt.“

Da passt dieser Artikel, der gestern in der NZZ stand, auch noch irgendwie dazu …

09-nzz

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