Listiger Zweitwohnungsbesitzer

In der Schweiz gibt es über 200 Arten von Landschnecken. Auch in der Region Rorschach sind sie in Hülle und Fülle anzutreffen. Die Nackten (die ohne Häuschen) sind  bei Gartenbesitzern nicht besonders beliebt. Umso mehr hingegen aber bei Enten und Gänsen…

Auch die heute geschützten Weinbergschnecken galten früher als Schädlinge. Sie wurden gesammelt und entweder getötet oder an Restaurants und Hotels verkauft, wo sie für Schneckenliebhaber als kulinarisches Highlight auf dem Teller serviert wurden. Häuschenschnecken können sich in ihr Gehäuse zurückziehen, um sich vor Kälte, Trockenheit oder Fressfeinden zu schützen. Sterben sie, trocknen sie rasch aus und sind dann für verschiedenste Tiere ein willkommenes Futter. Zum Beispiel für Käfer, welche die übriggebliebenen Reste noch so gerne auffressen.

Bänderschnecken leben aber nicht ungefährlich. Besonders beliebt sind sie bei Drosseln. Vor allem bei den Singdrosseln. Da diese nicht fähig sind, das Gehäuse mit ihrem Schnabel zu zerstören oder die Schnecke komplett zu verschlucken, suchen sie sich einen als Drosselschmiede bezeichneten Stein, auf dem sie dann das Schneckenhaus zertrümmern können.

Bänderschnecken sind (wie in irgendeiner Weise eigentlich alle Tiere) nicht nur als Nahrung nützlich. Zum Beispiel für die wildlebenden (solitären) Zweifarbigen Mauerbienen. Deren Männchen schlüpfen Anfang März und beginnen sofort mit der Suche nach geeigneten Schneckenhäusern. Zwei Wochen später schlüpfen die Weibchen und legen meistens ein Ei (selten bis zu vier) in einem solchen Schneckenhaus ab. Vor der Eiablage werden allerdings noch Pollen und Nektar in das ausgewählte Schneckenhaus getragen, um die spätere Brut zu ernähren.

Danach verschliesst die Mauerbiene ihr Schneckenhaus mit einem Mörtel aus zerkauten Blattstücken, gemischt mit Steinchen und Erdkrumen. Dann wird das Gehäuse so gedreht, dass dessen Öffnung zum Boden gerichtet ist. Mit Grashalmen und Nadeln von Bäumen wird es schliesslich getarnt. Für gewöhnlich legt eine einzelne Biene fünf bis sieben solcher Nester an und stirbt dann spätestens Anfang Juli. Die Nachkommen schlüpfen im folgenden Frühjahr. Auf youtube gibt’s dazu unter Osmia bicolor  ein informatives kurzes Filmchen aus dem schaffhausischen Randen. (Beitragsbild: Bartolome Tscharner / Text: Gieri Battaglia / Bildlegende: Eine Bänderschnecke (Cepaea hortensis) hat in einer Weinbergschnecke (Helix pomatia) ihren Zweitwohnsitz bezogen)

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