Heute Vernissage für Heft 11 im Stadthof

Das neuste Heft des Kulturhistorischen Vereins Rorschach knüpft an das letztjährige an: Nach den regionalen Pressebildern 1980-1998 stehen nun Fotos der Rorschacher Hobby-Fotografen Werner Seiler (1938-2025) im Mittelpunkt. Vernissage ist heute Samstag, 13. Dezember, 10.30 Uhr, im Stadthof Rorschach (Restaurant).

Werner Seiler bietet mit seinen Bildern faszinierende und interessante Einblicke in die Rorschacher Lebenswelt seit 1962. Er hinterliess bei seinem Tod rund 12‘000 Dias, dazu einige Hundert Papierfotos. Der Grossteil sind Bilder von Rorschach. Der begnadete Hobby-Fotograf fotografierte sich beharrlich durch die Jahreszeiten, durch die Jahre. Er war ein eigentlicher «Foto-Chronist» der Stadt. Den Grossteil dieser Fotos machte Werner Seiler für sich, ohne Mandat, ohne kommerzielles Interesse, in einer Mischung aus Freude, Interesse und Besessenheit. Eine gewaltige Leistung.

Ein besonderes Interesse verband ihn – Bauzeichner von Beruf – mit dem Stadtwandel. Von einem Hausabbruch oder einem Neubau-Projekt konnte er ganze Serien machen. Dokumentationen, die schon fast etwas Filmisches haben. Oft hat man auch den Eindruck, dass er sich beim Fotografieren in den «Lokalwelten» Rorschachs etwas verlor. Er konnte von einem einzigen Sujet 20 und noch mehr Fotos machen, konnte Details festhalten, die ausser ihn kaum jemand interessierten. Dazu kommen Fotos, in den er Rorschach grösser machte, als es tatsächlich ist. Das gilt vor allem für Fotos mit dem nächtlichen Rorschach. Da erhält die Stadt gelegentlich einen grossstädtischen Anstrich, erinnert an Paris oder New York. Andererseits gelangen ihm auf seinen fotografischen Streifzügen oft Aufnahmen, die noch heute staunen lassen. Beeindruckend sind auch seine Naturaufnahmen. Seiler wohnte viele Jahre zuoberst in einem Hochhaus fotografierte von dort aus sehr gerne die Stadt, den See und den Himmel – zu jeder Tages- und Nachtzeit, in allen Jahreszeiten.
Auch kritische Blicke fehlen nicht, insbesondere mit seinen Foto-Paaren «Früher-Heute», wo er jeweils eine alte Aufnahme in der Gegenwart wiederholen wollte, möglichst aus derselben Perspektive. Da fällt einem zum Beispiel auf, wie verwinkelt und detailreich, bunt und krumm die Stadt früher war, und wie viele «tote» Flächen und Geraden heute das Stadtbild prägen. Beton, Glas, Metall, Teer.

In der Sammlung gibt es aber auch viele Dias, mit denen man kaum mehr etwas anfangen kann, vor allem Bilder, die schlecht gealtert sind. Die Bildsprache wirkt fremd, die gezeigten Rorschacher Lokalwelten wirken weit weg, und müssten, wenn man sie mit lokalhistorischem Leben füllen will, aufwendig recherchiert werden. Nicht selten stimmen auch die Farben nicht mehr. Dias halten eben keine Ewigkeit.

So kam es, dass bei der Sichtung der Dias und Fotos nach Werner Seilers Tod ziemlich rigoros sortiert wurde, zumal die Ressourcen für diese Sichtung knapp waren. Viele Dias und Fotos wurden damit entsorgt. Die verbliebenen Stück, gut 400, sind dafür umso wichtiger und wertvoller. Eine Auswahl erscheint in diesem «Heft». Weitere sollen digital zugänglich gemacht werden. Das konkrete Vorgehen dafür ist noch nicht festgelegt. Sie werden für das historische Bilder-Gedächtnis von Rorschach eine wichtige Bereicherung sein wie es für das Rorschach der Zeit von 1885 bis 1972 die legendären «Labhart-Fotos» sind. Die Fotos von Paul Labhart (1859-1919) und seinem Sohn Hans Labhart (1887-1975).

So sieht das neuste Heft des Kulturhistorischen Vereins aus

Unterstützt wurde dieses Heft-Projekt von Markus Friedli, einem Neffen von Werner Seiler, und der Stadt Rorschach. Die Gestaltung lag wie üblich bei Adrian Elsener von Eisbüro in Zürich. Das Heft kostet 15 Franken. Erhältlich ist es in Rorschach in der Buchhandlung Wörterspiel und im Forum Würth, in St.Gallen in den Buchhandlungen Rösslitor, Comedia und Rose.

Werner Seiler (1938–2025)
Er wuchs in Bütschwil auf zog 1962 nach Rorschach, gerade mal 24 Jahre alt. Er fühlte sich hier wohl und blieb bis zu seinem Tod 2025. Über Jahrzehnte gehörte er zum Stadtbild. Er war viel unterwegs in der Hafenstadt, als Fotograf, als Mitglied von Vereinen, als Besucher von Veranstaltungen. Näheres über ihn gewusst haben aber wohl nur wenige. Er konnte durchaus gesellig sein, hatte Schalk, aber auch etwas Scheues, Grantiges und Eigenbrötlerisches. Zudem lebte er allein.

Bild: Cover Heft 11 Kulturhistorischer Verein Region Rorschach. Kontakt: info@rorschachergeschichten.ch (pd).

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