Carl Stürm Stiftung: 791’000 Franken Preisgelder

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach© Foto: Christof Sonderegger

Es war ein würdevoller Abschluss gestern im und vor dem Würth Haus Rorschach bei der letzten Preisverleihung durch die Carl Stürm Stiftung. Den „Saalpreis“ holte sich der Corale Santa Cecilia, der somit insgesamt 10’000 Franken Preisgeld in Empfang nehmen durfte. Hier die Schlussrede von Stiftungsratspräsident Peter Thoma. Sie wird aufgelockert mit Bildern von Christof Sonderegger.

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach
© Foto: Christof Sonderegger

Heute endet eine schöne Tradition. Mit der 17. Preisverleihung sagt die Carl Stürm Stiftung «Adieu». Eine traurige Überraschung? Nein – ein würdiger Schlusspunkt eines Engagements, dank dem die Öffentlichkeit Jahr für Jahr die Vielfalt unserer Region am See miterleben durfte.

Der heutige Abschied war bereits bei der Gründung der Stiftung vorhersehbar. Denn das vom Stifter Carl Felix Stürm eingebrachte Kapital war zum Verzehr bestimmt. Nach 17 Preisverleihungen mit Preisgeldern zwischen 30‘000 und 50‘000 Franken und mit der dazu gehörenden Betreuung der Gäste mit Speis‘, Trank, Raummiete und kulturellem Rahmenprogramm ist dieses Geld nun aufgebraucht; die Carl Stürm Stiftung wird aufgelöst.

Als Präsident erlaube ich mir einen Rückblick auf das Wirken unserer Stiftung. Und ich beginne gleich mit dem Wichtigsten: dem Stiftungsgründer Carl Felix Stürm. Ohne sein Engagement und seine Persönlichkeit wäre die Carl Stürm Stiftung undenkbar.

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach
© Foto: Christof Sonderegger

Carl Felix Stürm ist ein Vollblutunternehmer, der ab 1961 die damalige Carl Stürm & Co. AG (heute Stürmsfs AG) in dritter Generation zu einem erfolgreichen und weitherum bekannten Stahl- und Metallhandelsunternehmen mit hoher technologischer Bearbeitungskompetenz entwickelt hat.

Nach dem unerwartet frühen tragischen Tod seines Vaters musste er bereits mit 28 Jahren volle Führungsverantwortung übernehmen. Auf diese Weise ins kalte Wasser geworfen, hat ihn das Leben vor allem eines gelehrt: Unkompliziert zu sein, unter Zeitdruck Prioritäten zu setzen und schnörkellos Ziele zu erreichen.

So unkompliziert und gradlinig Carl Felix Stürm als Unternehmer war, so zupackend war er auch bei der Gründung der Carl Stürm Stiftung. Nachdem er 2003 die Führung des Familienunternehmens seinem Sohn Christof übergeben hatte, sammelte er eine wackere Schar Gleichgesinnter um sich und gründete 2004 die Carl Stürm Stiftung. Sie alle brannten für ihre grosse Liebe: für die Stadt und Region Rorschach.

Mit ursprünglich über 12‘000 Einwohnern fiel die Stadt Rorschach zwischen 1950 und 2000 in einen Zustand der Ernüchterung. Bekannte Industrie- und Gewerbebetriebe schlossen für immer ihre Tore, Hotels verlotterten, Menschen wanderten ab. Die Einwohnerzahl sank auf rund 8000. Heute dürfen wir feststellen, dass sich Rorschach vielversprechend entwickelt. Das hat verschiedene Gründe. Und wenn die Carl Stürm Stiftung auch etwas dazu beigetragen hat – umso besser!

Denn schon von Anfang an war es ein erklärtes Ziel von Carl Felix Stürm, das Selbstwertgefühl und Innovationskraft der Stadt und Region Rorschach nachhaltig zu stärken. Als erfolgreicher Unternehmer ist er pragmatisch genug, dass sich dieses Ziel nicht im Handstreich erreichen lässt, sondern Geduld und Aufmerksamkeit erfordert.

Mit grosser Wachheit spürten Carl Felix Stürm und seine Mitstreiter Menschen und Institutionen auf, welche die «Stadt am See» mit ihrem Wirken bereichern und lebenswert machen.

Ja, die «Stadt am See»! Was in blühenden Städten bereits im 19. Jahrhundert üblicher Erkenntnisstand war, nämlich durch das Zusammenwachsen von Gemeinden gross und stark zu werden, ist auch im 21. Jahrhundert noch nicht bei uns angekommen.

Dabei war das Anliegen der Carl Stürm Stiftung weit weniger ambitiös. Es geht ja nicht darum, wie in Berlin aus 5 Dörfern eine Grossstadt zu errichten. Vielmehr geht es darum, Synergien und Potenziale zu bündeln, die Raumplanung für die ganze Region aus einer Hand zu gestalten, einen fairen Ausgleich zwischen Zentrum und Peripherie zu schaffen – und gemeinsam mehr Gewicht gegenüber dem grossen Bruder im Steinachtal oben zu gewinnen.

Wir sind keine Fusionsturbos, aber weiterhin überzeugt, dass Rorschach, Rorschacherberg und Goldach sich gegenseitig optimal ergänzen würden.

Stellen Sie sich vor, man würde bei der Einfahrt in die Stadt Rorschach Grenzhäuschen aufbauen und Wegzoll verlangen, da käme doch mancher selbstbezogene Zeitgenosse ins Grübeln.

Manchem Separatisten würde dämmern, dass Rorschach nicht ein steuerverschlingender Moloch ist, sondern wertvolle zentralörtliche Leistungen für die umliegenden Gemeinden.

Ja, Felix, was wären wir ohne Dich? Du hast Dinge ins Rollen gebracht, die zwar noch nicht am Ziel angekommen sind, aber doch Diskussionen und handfeste Initiativen auslösten.

Und damit kommen wir zur rhetorischen Frage: Konnte die Carl Stürm Stiftung seit der Gründung 2004 bis heute ihre selbst gesteckten Ziele erfüllen? Um diese Frage zu klären, werfen wir doch am besten einen Blick in den Stiftungszweck:

  • Honorierung von gesellschaftlichen, kulturellen, wissenschaftlichen, sportlichen und anderen Leistungen, die dazu beitragen, die Region Rorschach lebenswerter zu machen und deren Image zu fördern
  • Vergabe von Förderpreisen in der Höhe von maximal CHF 50‘000.– pro Jahr an verdienstvolle Privatpersonen, Vereine, Unternehmungen, Behörden usw. mit Sitz in der Region Rorschach

Auch hier weht der Geist des Stiftungsgründers Carl Felix Stürm: Keine Utopien, keine Luftschlösser, keine frommen Wünsche wurden formuliert, sondern klipp und klar die Absicht, Leistungen zugunsten unserer Region am See zu honorieren.

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach
© Foto: Christof Sonderegger

Das hat die Carl Stürm Stiftung seit ihrer Gründung auch gemacht: Durchgehend von 2005 bis 2020; 2021 musste wegen Corona ausfallen – und nun zum Abschluss die letzte Honorierung guter Leistungen für unsere Stadt am See am heutigen Anlass.

Insgesamt hat die Carl Stürm Stiftung also 17-mal Menschen und Institutionen ausgezeichnet, die unsere Region auf ihre Weise gestärkt und aufgewertet haben.

Lassen Sie mich nochmals im Eiltempo auf die vergangenen 16 Preisverleihungen zurückblicken:

2005 wurden zum ersten Mal Preise vergeben: ein Anerkennungspreis an Christophe Beck, der sich als Unternehmer und Arbeitgeber um die Region Rorschach verdient gemacht hat – und ein mit 50’000 Franken dotierter Förderpreis für ein zukunftsgerichtetes Projekt zugunsten der Region Rorschach. Der Anlass fand auf Mariaberg statt.

2006 wurden auf Schloss Wartegg die drei folgenden Institutionen mit Anerkennungspreisen von je 15’000 Franken ausgezeichnet: Keltische Tage am Bodensee, Kultur i de Aula und das Sandskulpturenfestival.

2007 übergab Stiftungsratspräsident Carl Felix Stürm im «Stadthof» dem Rorschacher Stadtpräsidenten Thomas Müller die Studie «Machbares Kornhaus» im Wert von 50’000 Franken, die konkrete Wege zur besseren Nutzung dieses Juwels aufzeigt.

2008 wurde der Carl Stürm Preis, dotiert mit 50’000 Franken, auf Schloss Wartegg an den deutschen Unternehmer Jörg Korecki überreicht, der mit rund 13 Mio. Franken Eigenmitteln das Seerestaurant von Grund auf saniert und wieder zu einem beliebten Treffpunkt gemacht hat.

2009 würdigte die Stiftung auf Schloss Wartegg das OK «Internationales A Cappella Festival Rorschach» und das Kulturlokal «Mariaberg» mit je 20’000 Franken.

2010 zeichnete die Stiftung mit einer Preissumme von 50’000 Franken vier Personen aus, die sich für den national bedeutenden Warteggpark in Rorschacherberg eingesetzt haben. Es war naheliegend, diesen Anlass auf Schloss Wartegg durchzuführen.

2011 wurde Reinhold Würth im «Stadthof» mit dem Carl Stürm Preis ausgezeichnet (50’000 Franken). Der Preisträger wirkte massgeblich darauf hin, dass sein Unternehmen auf dem ehemaligen Stürm-Areal am Bodensee ein architektonisch überzeugendes, öffentlich zugängliches Verwaltungsgebäude mit Kunstausstellungen und einem attraktiven Veranstaltungssaal erstellt. Der Geehrte spendete das Preisgeld zugunsten des Projekts «Begegnungsplatz Kellen».

2012 übergab die Carl Stürm Stiftung auf Schloss Wartegg den beiden Preisträgern Romolo Cardillo («La Vela») und Matthias Kündig («Kündigs Chäslaube») je einen Check von 20’000 Franken – für die Steigerung der Standortattraktivität Rorschachs.

2013 wurden Hermann Fuhrimann und Gerd Oberdorfer im «Stadthof» mit je 20’000 Franken für die erfolgreiche Erneuerung des Museums im Kornhaus gewürdigt.

2014 wurden mein Namensvetter Peter Thoma und Michi Bleiker im «Stadthof» mit je 20’000 Franken ausgezeichnet. Die beiden haben den Beachevent von Rorschach zu einem international beachteten, regional solide verwurzelten Anlass entwickelt.

2015 erhielt der gebürtige Rorschacherberger Urs Räbsamen im «Stadthof» die Auszeichnung der Carl Stürm Stiftung (40’000 Franken). Er rettete zahlreiche Liegenschaften in Rorschach und in der Region vor dem Verfall und belebte sie neu. so zum Beispiel auch das Schloss Wartensee.

2016 zeichnete die Carl Stürm Stiftung im «Stadthof» 10 Vereine der Region aus. Sie erhielten je 4000 Franken in die Vereinskasse.

2017 ging der Preis im Würth-Haus mit je 7500 Franken an vier Medienschaffende der Region: Res Lerch, Otmar Elsener, die Website «south-beach.ch» des Goldacher Vereins «shortbeat» sowie an den Verein «Lichtjahr» des Kunstvereins Rorschach.

2018 wurden 4 Vereine im Würth-Haus mit einem Preisgeld von insgesamt 40’000 Franken gewürdigt: Verein Weihnachten in Rorschach für den Advent auf dem Lindenplatz, Verein Zunft St.Nikolaus für den Klauszug, Verein Fondue am See und der Verein Netzwerk Rorschach für die Eisarena.

2019 ging der Carl Stürm Preis im Würth-Haus mit einer Summe von 50’000 Franken an den Verein «IG mobil», der sich für den AutobahnanschlussPlus einsetzte, und den Flugplatz Altenrhein, der Wertvolles zur regionalen Mobilität beiträgt.

2020 wurde das Pflege- und Betreuungspersonal im Würth-Haus gewürdigt. 12 Organisationen im Pflege- und Betreuungsbereich in der Region Rorschach erhielten von der Carl Stürm Stiftung je 3000 Franken. Diese kamen direkt den Mitarbeitenden zugute – als Zustupf für gemeinsame Aktivitäten, sei es für einen Ausflug, ein Essen oder als Reserve für die Kaffeekasse.

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach
© Foto: Christof Sonderegger

Fazit: Während 18 Jahren hat die Carl Stürm Stiftung der Region Rorschach Impulse verliehen. Von der Gründung im Jahr 2004 bis zu ihrer heutigen Preisverleihung hat die Carl Stürm Stiftung eine Preissumme von insgesamt 791’000 Franken vergeben – immer mit dem Ziel, das gesellschaftliche, kulturelle, sportliche und wirtschaftliche Leben in der Region am See zu würdigen und zu stärken. Ebenso wurden mit dem Stiftungsgeld alle 17 Preisverleihungen mit jeweils rund 120 bis 450 Gästen (Gastronomie, Raummiete, Künstlergagen usw.) finanziert.

Auch bei weiteren Projekten zeigte sich Carl Felix Stürm gegenüber der Region grosszügig. So haben er und sein Freund Markus E. Meier vor 15 Jahren der IG Wartegg-Park 600‘000 Franken gegeben, damit die Rettung eines wichtigen Teils dieses Juwels schliesslich möglich wurde und vor einer Überbauung geschützt werden konnte.

Der eingangs zitierte Stiftungszweck und die erwähnten Preisverleihungen belegen vor allem eines: Weder der Stifter noch der Stiftungsrat hatten je den Anspruch, die Welt verändern zu wollen, sich selbst wichtig zu nehmen oder sich einzubilden, dass immer alles richtig gemacht wurde.

Ja, die Wahl der Preisträgerinnen und Preisträger wurde nie öffentlich diskutiert, sondern vom Stiftungsrat direkt getroffen, zugegebenermassen subjektiv

Von Anfang an war sich der Stiftungsrat bewusst, es nicht allen recht machen zu können. Dabei steht er heute noch zu allen Entscheidungen und zu den Preisträgerinnen und Preisträgern.

Die Reaktionen waren grösstenteils wohlwollend. Lediglich die Preisvergabe zugunsten des Seerestaurant-Erneuerers Jörg Korecki und der Kampagne AutobahnanschlussPlus führte zu einigen unschönen Reaktionen und gipfelte im zweiten Fall gar in einer persönlichen Beleidigung des Stifters.

Es ist halt so: Wer in hermetisch abgeschotteten, realitätsfernen Weltbildern lebt, verabsolutiert seine Haltung oft über Gebühr und fühlt sich den Gesetzen des Anstands nicht mehr verpflichtet.

Stifter und Stiftungsrat sind überzeugt, das selbst gesteckte Ziel, Initiativen zur Aufwertung unserer Region zu honorieren, erreicht zu haben. Die Auszeichnungen bewirkten auch, dass das Bewusstsein für wichtige, oft wenig beachtete Leistungen aufgefrischt werden konnte und die öffentliche Anerkennung dafür erfolgte.

Heute nun findet die letzte Preisverleihung der Carl Stürm Stiftung statt. Uns bleibt, einer überaus grosszügigen und feinen Persönlichkeit – Carl Felix Stürm – und seiner Familie für den grossen Einsatz zugunsten unserer Region am See ganz herzlich zu danken.

Im Umfeld der Carl Stürm Stiftung ist man sich einig: Carl Felix Stürm hätte den Ehrenbürgertitel der Stadt Rorschach mehr als verdient – und das lieber noch so spät als gar nie.

Liebe Gäste, vielen Dank im Namen der Stürm Stiftung. Ich wünsche Ihnen weiterhin einen anregenden Anlass!“

Preisverleihung 2022 der Stürm-Stiftung in Rorschach
© Foto: Christof Sonderegger

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