Die Kehrseite: Rorschach verliert 2500 Studierende

Was unter dem beschönigenden Titel in der Medienmitteilung (heute im Rorschacher Echo) der Regierung SG  daherkommt heisst bei einer genaueren Betrachtungsweise, dass das Berufs- und Weiterbildungszentrum Rorschach-Rheintal und das Weiterbildungszentrum Rorschach WZR aufgelöst werden sollen. Und das anscheinend auf einer fragwürdigen Datenbasis, bei der schon die Kernaussagen zur mangelnden Raumbelegung in Rorschach nicht stimmen sollen. Die Raumbelegung soll nahe bei 100% liegen.

Anscheinend gebe es aber einige Ungereimtheiten, insbesondere, dass das Rektorat und die Berufschulkommission übergangen worden seien. Ärgerlich für Rorschach wäre auch, dass die erfolgreiche Weiterbildungsabteilung mit ca. 2500 Studierenden verschwinden soll. Betroffen sind mehr als 100 Lehrpersonen, die am BZR arbeiten. Sie wurden anscheinend vor Tatsachen gestellt.

Schön, dass die Gesundheitsberufe nach Rorschach kommen sollen. Nur leuchtet bei einer kritischen Prüfung nicht ein, warum der gleiche Kanton alle medizinischen Kapazitäten in der Stadt St. Gallen konzentriert, dort einen Medical Master aufbaut und Bachelorausbildungen für Pflegende an der FH anbietet und dafür die Gesundheitsberufe auslagert…

Die SP St.Gallen hat bereits reagiert. Nachstehend die Stellungnahme im Original:

„Neuorganisation Sekundarstufe II: Schnellschuss am Kantonsrat vorbei
Mit heutiger Medienmitteilung hat das Bildungsdepartement bekannt gegeben, dass die Sekundarstufe II neu organisiert werden soll. Am Standort Rorschach wird ein Kompetenzzentrum für Gesundheit entstehen. Gleichzeitig soll die Ausbildung anderer Berufe, die heute in Rorschach stattfindet, an andere Standorte verlegt werden. Der Entscheid kommt für alle Beteiligten völlig überraschend und ohne Vorankündigung. Die SP hat dafür kein Verständnis. Solche weitreichende Veränderungen müssen einen partizipativen Prozess durchlaufen. In der Sache stellt die SP den Entscheid der Regierung ebenfalls in Frage. Dieser erfolgt, obwohl noch immer keine gesamthafte Auslegeordnung der Organisation der Sekundarstufe II über den ganzen Kanton vorliegt.

Entscheid ohne Grundlagen
Völlig überraschend und ohne Vorankündigung hat das Bildungsdepartement heute bekannt gegeben, dass der Standort für die Ausbildung der Gesundheitsberufe von der Stadt St.Gallen nach Rorschach verlegt wird. Die heute in Rorschach angebotenen Ausbildungen sollen an andere Standorte verlegt werden. Ob ein solches Vorhaben Sinn macht, muss eingehend geprüft werden. Aktuell fehlt es weiterhin an einer gesamthaften Auslegeordnung und einem Gesamtkonzept für die Berufsbildung und die entsprechenden Standorte, wie dies vom Kantonsrat gefordert wurde. Es werden nun zwei Standorte erheblich verändert, ohne dass klar ist, ob dies in einer Gesamtbetrachtung Sinn macht.

Entscheid ohne Vernehmlassung
Der Entscheid bringt für die Standorte St.Gallen und Rorschach weitreichende Folgen mit sich. Für die SP ist unverständlich, warum das Bildungsdepartement und im Anschluss die Regierung den Entscheid ohne Einbezug der Betroffenen und der politischen Parteien getroffen hat. Diese wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.

Entscheid wirft Fragen auf
Die SP unterstützt es grundsätzlich, wenn die kantonseigenen Liegenschaften für die Berufsbildung genutzt werden und wenn keine zusätzlichen Räumen angemietet werden müssen. Die Verlegung der Gesundheitsberufe nach Rorschach ist aber schwer nachvollziehbar. Das Gesundheitszentrum des Kantons liegt mit dem Kantonsspital als Zentrumsspital und zusätzlich mit der geriatrischen Klinik in der Stadt St.Gallen. Diese Zentrumsfunktion hat die Regierung mit der neuen Spitalstrategie und der Schliessung der Spitäler Rorschach und Flawil unterstrichen. Wieso nun die Ausbildung ausgerechnet nach beschlossener Schliessung des Spitals nach Rorschach verlegt werden soll, will nicht einleuchten. Im Weiteren hat die Verlegung der Gesundheitsberufe zur Folge, dass die jetzt in Rorschach angebotenen Ausbildungen an andere Standorte verschoben werden müssen. Ob dies Sinn macht, muss zuerst geklärt sein.

Die SP ist bereit, über Veränderungen in der Organisation der Sekundarstufe II zu diskutieren. Aber dann muss dies auch mittels rechtzeitigem Einbezug möglich sein – und es braucht die vom Kantonsrat geforderte Gesamtbetrachtung.“

Das Rorschacher Echo bleibt am Ball. Die nächste Session des Kantonsrats wird also für uns RorschacherInnen erneut brisant …

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1 Kommentar zu "Die Kehrseite: Rorschach verliert 2500 Studierende"

  1. … es tut mir leid und sogleich vorweg: ich werde polemisch. Diese St. Galler Regierung kann man rauchen … Spital-„Strategie“ und nun diese Neuorganisation im Bildungsbereich. Und wenn ich daran denke, dass sich vor einem Monat der Vorsteher des Gesundheitsdepartements (seines Zeichens Arzt) mit den Gemeindepräsidenten auf Schloss Oberberg getroffen hat und gegenüber dem St. Galler Tagblatt bemerkt, dass die Abstansdsregeln im Zusammenhang mit COVID-19 nicht eingehalten worden sind, dann wird mir übel. Und wir staunen, dass unser Land bezüglich der COVID-Infektionen vor einem Scherbenhaufen steht!?

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