Covid-19 halbiert Passagierzahlen auf dem Bodensee

Die Saison der Schweizerischen Bodensee- Schiffahrtsgesellschaft AG (SBS) ging gestern Sonntag zu Ende. Die SBS AG blickt auf eines der schwierigsten Jahre in ihrer über 160-jährigen Geschichte zurück. Nach dem Totalausfall der Vorsaison aufgrund des Lockdowns im Frühjahr ist die Schifffahrt in der Hauptsaison aufgrund der Maskenpflicht nie richtig in Fahrt gekommen. Im Herbst musste die Geschäftsleitung den Fahrplan aufgrund der fehlenden Passagiere um rund 80% kürzen.

Per Ende der Saison 2020 waren demnach massiv weniger Passagiere an Bord der SBS-Schiffe (Kursschiffe und Fähre) anzutreffen als im Vorjahr, nämlich gerade mal 260’000 Personen. Dies entspricht ziemlich genau der Hälfte der Passagiere des Vorjahres. Der Ausflugsverkehr ist mit einem Minus von rund 55% (110’000 Personen / -138’000 Personen) noch stärker vom Einbruch betroffen als der Fährenbetrieb zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. Weiter musste das Schiff «Rhynegg» im Sommer aufgrund eines Schadens vorzeitig in die Werft genommen werden.

Schwierige Situation für die Mitarbeitende
Auch für das Personal stellte die Saison eine grosse Herausforderung dar. Nach der Kurzarbeit im Frühjahr, war es während der Sommermonate besonders schwierig, den individuellen Bedürfnissen und Einstellungen der Passagiere gerecht zu werden. Im Spätsommer mussten zudem sechs Stellen abgebaut werden, welche zusammen mit der natürlichen Fluktuation geholfen haben, die Kostenseite des Unternehmens den neuen Gegebenheiten anzupassen. Weiter wurde der Antrag auf Kurzarbeit für das vierte Quartal 2020 eingereicht. Die Werftsaison mit den Revisionsarbeiten an den eigenen Schiffen soll erst im neuen Jahr starten.

Maskenpflicht als Hemmfaktor
Zusammen mit dem Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen hatte die SBS im Sommer vergeblich gefordert, dass beim Einhalten des Mindestabstands im Aussenbereich die Maske abgenommen werden darf. Nun hofft die SBS, dass bis zum Start der Saison 2021, die Gesetzgebung entsprechend angepasst wird auch wenn die Vorzeichen momentan dafür schlecht stehen. Die Geschäftsleitung des Unternehmens ist sich seiner Verantwortung wohl bewusst und trägt die verordneten Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit. Das zum Unternehmen gehörende Restaurant Hafen konnte das Gastronomie-Schutzkonzept auf der Hafenplattform problemlos umsetzen und hat genügend Platz, um die Tische weit auseinander zu platzieren. Seit der Wiedereröffnung nach dem Lockdown schreibt das Restaurant regelmässig gute Umsätze – dies ist ein weiterer Indikator, was ohne Maskenpflicht auf dem Aussendeck der Schiffe möglich gewesen wäre.

Vorsichtig in die Zukunft
Dank den stabilen Geschäftsfeldern Bootshafen und dem Restaurant Hafen rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzeinbruch von einem Drittel oder 4.5 Millionen Franken. Die Frequenz auf der ganzjährig betriebenen Fähre hat zuletzt wieder etwas angezogen. Jedoch werden sich die am Wochenende verhängten Massnahmen weiter negativ auf kulinarische Themenschiffe und Charterfahrten auswirken. Mit diesem Einbruch wird im Jahr 2020 ein Verlust von rund zwei Millionen Franken erwartet. Auch wenn Covid-19 in der Saison 2021 nicht vom Tisch sein dürfte, blickt das Unternehmen verhalten optimistisch in die Zukunft. Das Unternehmen um Hauptaktionär Hermann Hess hält weiter an ihrem Hotelprojekt am Hafen Romanshorn fest, unter anderem auch um die Abhängigkeit von der Schifffahrt weiter zu reduzieren. (pd maw)

Newsletter abonnieren

Bitte wähle, ob Du über jeden neuen Beitrag sofort oder lieber jeden Morgen gegen 9 Uhr eine Zusammenfassung der neusten Beiträge erhalten möchtest.
Liste(n) auswählen: