Wunden in der Rorschacher Stadtseele?

In den vergangenen paar Wochen, geneigte Leserinnen, geneigte Leser, war viel los in Rorschach. Und in den nächsten paar Wochen wird noch mehr los sein. Während der Sommerzeit schlägt unser Stadtleben Purzelbäume. Nicht nur Grelle wie an vielen attraktiven Einzelanlässe am See von der Arionwiese bis zum Würthgebäude und innerhalb der Ausgehzone, sondern auch Federleichte am Seeufer, in der Badhütte, beim Kornhaus, im Pavillon, an der Hafenmeile, auf dem Lindenplatz. Auch während der Winterzeit pulsiert unser Stadtleben. Zwar etwas stiller, aber immer noch kräftig und vielseitig. Das Rorschacher Echo dokumentiert den sommerlichen und den winterlichen Lebensstrauss Rorschachs quasi als städtisches Elektrokardiogramm.

Hätte Rorschach ein Stadtmarketing, so könnte dieses das Rorschacher Stadtleben in den schönsten Farben präsentieren. Aus dem Rorschacher Rathaus zu hören ist jedoch nur das behördliche Jammern über den hohen Steuerfuss wegen der Zentrumslasten und dem hohen Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung. Zwischen diesen Scheuklappen blickt die Rorschacher Stadtentwicklung nicht aufs Wohl der Rorschacher Bevölkerung, sondern schielt auf Investoren und steuerkräftige Neuzuzüger – weshalb man sich auf die Entstehung von Grossüberbauungen mit neuen Wohnungen konzentriert.

Jede Stadt hat eine Seele. Und jede Seele ist verwundbar. Viele Wunden entstehen in Rorschach aufgrund der behördlichen Stadtentwicklung. Zum Beispiel dort, wo einst der Hafenkiosk als ein lebendiger Ort der Begegnung stand. Oder wo das Migrospärkli mit dem kleinen Kinderspielplatz einem Neubau weichen musste. Oder durch den fehlenden Ersatz der Minigolfanlage und durch die fehlenden Erneuerungen im Strandbad. Oder durch das Dahindämmern des Kornhauses und das Vergammeln des Hotels Anker und so weiter. So besehen überkleistern die vielen attraktiven Veranstaltungen in Rorschach die steigende Zahl der Wunden in der Stadtseele. Die Frage ist, ob diese Wundsalbungen eine nachhaltige Heilung bewirken. Keine Frage ist hingegen, dass wir, geneigte Leserin, geneigter Leser, den Veranstalterinnen und Veranstaltern für ihre Veranstaltungen dankbar sind – und dass wir diese Veranstaltungen nicht nur geniessen, sondern uns auch gegen die zunehmenden Verwundungen der Rorschacher Stadtseele wehren sollten. Etwa durchs Teilnehmen an den jährlichen Bürgerversammlungen. Dies meint jedenfalls

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