Der Rorschacher Stadtrat, geneigte Leserinnen, geneigte Leser, wird den Stadtschreiber Roger Böni gemäss Meldungen vom Dienstag nach rund anderthalb Amtsjahren entlassen. Böni war von 2005 Anfang 2014 Gemeindepräsident von Untereggen. Beim Bau seines Einfamilienhauses während seiner Amtszeit hat er aufgrund eines eigenen Fehlers rund 9000 Franken zuwenig Gebühren bezahlt. Diesen Fehler stellte die Gemeinde 2016 fest. Vor dem Kreisgericht Rorschach erklärte Böni, der Fehler sei technischer Art und keineswegs beabsichtigt gewesen. Das Gericht glaubte ihm nicht und verurteilte ihn Anfang Februar wegen Urkundenfälschung und ungetreuer Geschäftsbesorgung zu einer bedingten Geldstrafe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Böni hat Berufung eingelegt, er kann den Fall ans Kantonsgericht weiterziehen. Die Entlassung Bönis begründet der Rorschacher Stadrat damit, dass die Funktion des Stadtschreibers hohe Glaubwürdigkeit voraussetze, diese sei wegen des Strafverfahrens objektiv gemindert.
Gemäss Urteil des kantonalen Verwaltungsgerichts vom 22. Januar 2008 hat die politische Gemeinde Rorschach – vertreten durch den Stadtrat – die Teilplanungsaufträge betreffend die Neugestaltung und Nutzung des gesamten Hafenareals in vergaberechtswidriger Weise erteilt. Die politische Gemeinde Rorschach hat damals den Stadtrat nicht entlassen. Offenbar setzt sie für die Geschäftsbesorgung ihres Stadtrats keine hohe Glaubwürdigkeit voraus.
Gemunkelt wird, dass Böni den Geschäftsalltag im Rorschacher Rathaus weitaus besser im Griff gehabt habe als sein Vorgänger. Und dies sei nicht bei allen Stadtratsmitgliedern auf wohlwollendes Verständnis gestossen. Der Kündigungsgrund liege eher in diesem Umstand als in der noch nicht rechtskräftigen Verurteilung Bönis. Trifft das zu? Dass der Stadtrat keine übereilten Entscheidungen fällt, hat er an der Bürgerversammlung dieser Woche bewiesen. Denn nach langmütigem Nachdenken erkannte er, dass der Rorschacher Stadthof während der vergangenen zwanzig Jahren alles andere als eine Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Darum hat er jetzt das Stadthofrestaurant bis auf weiteres geschlossen. Ob die Geschäftsbesorgung des Rorschacher Stadtrats weiterhin die gleich hohe Glaubwürdigkeit geniesst wie jene des Osterhasen, überlässt Ihnen, geneigte Leserin, geneigter Leser, gerne
Ihr Federfuchser